MITTELALTERLICHE GESCHICHTE

DFG Projekt Schriftlichkeit in süddeutschen Frauenklöstern

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Das gemeinsam von der Bayerischen Staatsbibliothek, vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv München und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster / Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf beantragte Projekt erschließt und präsentiert in wissenschaftlicher Form die mittelalterlichen Buchbestände ausgewählter bayerischer Frauenklöster und ihre archivalische Überlieferung (bis 1550) im Kontext der historischen Entwicklung. Die ausgezeichnete Überlieferung der Dominikanerinnen von Altenhohenau, des Birgittenklosters Altomünster, der Münchner Klarissen (St. Jakob am Anger) und Franziskanerinnen (Pütrichhaus) sowie der Benediktinerinnen in Neuburg a. d. Donau ermöglicht es, anhand der Handschriften, Archivalien und Wiegendrucke systematisch Hinweise zu den Konventsbibliotheken, zum Aufgabenspektrum der Ämterfrauen, zur Bildung sowie zum Selbstverständnis der weiblichen Gemeinschaften zu gewinnen. Als Kriterien dienen Zusammensetzung und Aufbau der Buchsammlungen, Abschreibtätigkeit, Sprachverwendung und Verfasserschaft der Frauen, ihre literarischen Interessen und ihr Austausch mit anderen geistlichen Gemeinschaften wie auch mit Laienkreisen

Anhand der Bestände des Birgittenklosters Altomünster – eines Doppelklosters – wird weiter die Frage nach der möglichen Abgrenzung der Büchersammlungen von Frauen- und Männergemeinschaft diskutiert. Das reich überlieferte konventsinterne ‚Gebrauchsschriftgut' der Häuser (Konventschroniken, Rechnungsbücher, Urbare, Lehnsbücher, Kopiare, Traditionsbücher etc.) gestattet darüber hinaus einen wertvollen Einblick in die innere Situation der Konvente, in die ökonomische Verwaltungsstrukturen und die Archivorganisation. Nicht zuletzt ist das ‚Gebrauchsschriftgut' als eines der raren Segmente von Schriftlichkeit zu werten, die von den Frauen selbst verfasst wurden. Nach der Klosterauflösung wurde die historische Überlieferung der Häuser getrennt und gelangte in der Regel sowohl in Bibliotheken als auch in die Archive. Eine Zusammenschau ist hier deshalb besonders wichtig. Die urkundliche Überlieferung der Klöster war bislang nur durch ältere bzw. handschriftliche Regesten oder Findbücher zugänglich. Sie ist im Rahmen des Projekts digitalisiert und nach modernen Gesichtspunkten erschlossen worden. Durch eine konzertierte Synthese der Quellenbestände kann das reiche Erbe der oftmals hochgebildeten Frauen und ihrer politisch einflussreichen Gemeinschaften in bislang nicht möglicher Tiefenschärfe erfasst und präsentiert sowie ihr Anteil am Literaturbetrieb der Zeit ermittelt werden.

 

Das Projekt wird unterstützt durch das Programm zur Förderung der wissenschaftlichen Literaturversorgungs- und Informationssysteme der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

(www.dfg.de/lis)