MITTELALTERLICHE GESCHICHTE

1. Historische Übersicht

von Melanie Hömberg

Über die Gründung des Benediktinerinnenklosters Neuburg an der Donau gibt es keine Nachrichten. Archäologische Hinweise aus den noch erhaltenen Resten des Klosters am Platz der heutigen Hofkirche weisen auf eine deutlich früher zu datierende Marienkirche an dieser Stelle hin. Eventuell bestand nach der Verlegung des Neuburger Bischofsitzes um 800 nahe der Herzogs- bzw. Königspfalz ein Kloster weiter fort. Die ersten Nachrichten offenbaren die starke Förderung durch Heinrich IV./II. (Herzog 995–1004 und 1009–1017, König 1002–1024, Kaiser 1014–1024), der dem Kloster um 1002 umfangreiche Besitzungen stiftete und es 1007 in das Bistum Bamberg inkorporierte. Kaiser Heinrich II. gilt daher zumindest in der Klostertradition als Stifter Neuburgs.

Die Überlieferung zur Geschichte des Klosters setzt erst zum Beginn des 14. Jahrhunderts breiter ein. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts scheint das Kloster aus der königlichen Gewalt in die Verfügungsmacht der Wittelsbacher übergegangen zu sein. Trotz des recht umfangreichen Grundbesitzes, einer verhältnismäßig großen Grund- und Leibherrschaft und einer schon früh ausgeübten Niedergerichtsbarkeit, musste aufgrund der geringen Klostereinkünfte in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Zahl der Nonnen auf 20 begrenzt werden. Die wirtschaftliche Situation besserte sich im 15. Jahrhundert stetig, so dass 1510 schon 39 Frauen dem Konvent beigetreten waren, darunter viele Angehörige des Adels. Der Wohlstand des Klosters gründete neben weitem Grundbesitz v.a. auf Zehnteinnahmen und einträglichen inkorporierten Pfarreien und Benefizien. Im Jahr 1463 kam es zu einem schweren Klosterbrand, der zu dem Verlust der frühen Urkunden und damit zu einigen Rechtsstreitigkeiten führte.

Vermutlich zu Beginn ihres Abbatiats 1465 führte die Äbtissin Barbara Brunner eine nur indirekt nachzuweisende Reform des Klosters durch, die wohl bis etwa 1530 Bestand hatte. Im Jahr 1506 trat die aufgrund ihres eigenmächtigen Klosteraustritts aus dem observanten Dominikanerinnenkonvent Altenhohenau gebannte Herzogin Margret in den Konvent des Klosters Neuburg ein. Nachdem sie an der päpstlichen Kurie eine Aufhebung des Banns erreichen konnte, wurde sie 1509 zur Äbtissin gewählt. Sie setzte sich als nahe Verwandte ihrer minderjährigen Neffen Ottheinrich und Philipp, für die nach dem Landshuter Erbfolgekrieg das neugeschaffene Fürstentum Pfalz-Neuburg errichtet worden war, erfolgreich für die Interessen ihres Konventes ein. Trotzdem geriet das Kloster in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts durch auferlegte landesherrliche Kriegssteuern in finanzielle Not.

Mit dem Bekenntnis Pfalzgraf Ottheinrichs zum evangelischen Glauben im Jahre 1542 wandte sich das enge Verhältnis zum Landesherrn endgültig ins Negative. Das Kloster Neuburg wurde zum Aussterbekloster erklärt und sein Besitz unter Verwaltung eines weltlichen Propstes gestellt. Nach einer kurzen Wiedererrichtung im Schmalkaldischen Krieg wurde zwei Jahre nach der Rückkehr Ottheinrichs 1552 und nach dem Tod der letzten Äbtissin eine Verwalterin eingesetzt, die 1584 endgültig verzichtete und mit den letzten Nonnen in das Kloster Kühbach übersiedelte. Die Güter des Klosters kamen unter die Verwaltung des evangelischen Kirchenrats. 1622 wurde in den Räumen des Klosters ein Jesuitenkolleg errichtet. Von 1773 bis zur Säkularisation besaß der Malteserorden die Gebäude, die seit 1847 durch ein Maria-Ward-Institut genutzt werden.

Link:
Präsentation des Klosters Neuburg im Projekt Klöster in Bayern des Hauses der Bayerischen Geschichte.

Literatur zum Benediktinerinnenkloster Neuburg an der Donau (PDF).

Bildquelle: Bildnis der Äbtissin Margarethe von Bayern, ca. 1528 von Hans Wertinger, heute in der Burg zu Burghausen, © Bayerische Schlösserverwaltung www.schloesser.bayern.de

[nach oben]

1.1. Abkürzungen, Zeichen und Bezeichnungen

KA:

Katalogisat

DG:

Digitalisat bei der Bayerischen Staatsbibliothek München

HSC:

Eintrag im Handschriftencensus

MR:

Eintrag im Marburger Repertorium

*

Asterisken vor den Signaturen kennzeichnen durch das Projekt neu bzw. erstmals beschriebene Handschriften.

?

Vermutungen werden mit "?" gekennzeichnet.

[ ]

Eckige Klammern kennzeichnen erschlossene Informationen.

e.

eingetreten

n.

nachgewiesen/ erwähnt

gestorben

Inhalt:

Weichen die Angaben von der Handschriftenbeschreibung ab, handelt es sich um Ergänzungen, Präzisierungen oder Korrekturen.

Signatur

Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die Signaturen auf die Bayrische Staatsbibliothek bzw. das Bayrische Haupststaatsarchiv München.

Entstehungsort, -zeit/ Provenienz:

Entstehungsort und -zeit werden immer vor der Provenienz (Bibliotheksheimat) genannt. Diese Unterscheidung entfällt jedoch bei Übereinstimmung beider Orte.

Personennamen:

Die Schreibung von Personennamen wurde nach dem Namensregister des BayHStA vereinheitlicht.

Lebensdaten:

Lebensdaten werden, sofern bekannt, bei der Erstnennung der Person angegeben.

 [nach oben]

2. Bücher für die Liturgie

Signatur

Inhalt

Entstehungsort und -zeit,
Provenienz,
Schreiber, Besitzer, Schenkung; ggf. weitere Informationen

KA

DG

HSC

Clm 28227

Breviarium Benedictinum (Pars hiemalis)

Neuburg/Donau, Benediktinerinnenkloster, 1500. Zu Clm 28228 gehörig.

KA

DG

Clm 28228

Breviarium Benedictinum (Pars aestivalis)

Neuburg/Donau, 1500.

Zu Clm 28227 gehörig. Geschrieben für die Klosterfrau Agnes Trugenhofer.

KA

DG

Clm 28331

Monastisches Brevier (Sommerteil)

Bistum Augsburg, 1491
Schreiberin: Eufrosina Mägerl, Klosterfrau.

KA

HSC

3. Bücher für gemeinsame und private Lektüre

Signatur

BSB

-Ink

Inhalt

ggf. Impressum

Entstehungsort und -zeit,
Provenienz,
Schreiber, Besitzer, Schenkung; ggf. weitere Informationen

KA

DG

HSC

Cgm 800

Auslegung der Benediktinerregel. Spruchsammlung von Eigenbesitz. Johannes von Indersdorf. Traktat vom Klosterleben u.a.

Neuburg/Donau, 1501

Veranlasst von Anna Gurr (†1517), Äbtissin bis 1509

Schreiberin: Juliana Wieland u.a.
Nach der Aufhebung von Neuburg in das Kloster Kühbach gelangt

KA

DG

HSC

*Cgm 7241

Von der Gemahlschaft Christi und der gläubigen Seelen

Ingolstadt, 1499

Schreiber: Johannes Ruff
Neuburg, Benediktinerinnen

Kühbach, Benediktinerinnen

KA

DG

HSC

2 Inc.s.a. 907 p

N-177,2

Johannes Nider: [Die vierundzwanzig goldenen Harfen]
[Augsburg:] Johann Bämler, [nicht nach 1470]

Kaspar Schenk von Schenkenstein, Domherr in Regensburg schenkte das Buch den Benediktinerinnen in Neuburg

Kühbach, Benediktinerinnen

KA

DG

[nach oben]

4. Schrifttum für Verwaltung und Rechtssicherung

von Melanie Hömberg

Von den elf Wirtschaftsbüchern des Klosters Neuburg ragen besonders die Lehnbücher hervor, da sie für dessen durch die Lehnsherrschaft geprägte Wirtschaftsorganisation charakteristisch sind. Außer den beiden älteren Urbaren stammen alle anderen Bücher aus den Jahren nach 1466, das als wahrscheinlichstes Reformjahr vermutet werden kann. Bei der Anlage dieser Bücher fällt besonders die Initiative der Äbtissin Anna Gurr (1486–1508) auf.

4.1 Urbare/Salbücher

Bei KL 1 handelt es sich um ein klassisches Urbar des späten 13. Jahrhunderts das in repräsentativer Ausstattung in lateinischer Sprache die Güter und Rechte des Klosters verzeichnet. In ihm finden sich auch deutsche Nachträge, u.a. auch einer Hand, die sich ebenfalls in KL 2 nachweisen lässt. Im Zuge der Anlage dieses Mischbuches (KL 2) Ende des 15. Jahrhunderts wurden also auch im älteren Buch Angleichungen vorgenommen. Das deutlich einfacher gestaltete KL 2 beinhält nicht nur eine aktualisierte, lateinische Abschrift und deutsche Übersetzung eines Teils des älteren Buches, sondern weitere thematische Listen zu zwischenzeitlich erworbenen Einkünften. Darüber hinaus weist es allerdings auch Abschriften von Zehntverkäufen sowie weitere aktuelle Berechnungen auf, die eher dem Charakter eines Einnahmenbuches entsprechen. Gerade diese Textteile lassen sich dem Propst des Klosters Siegmund Wieland zuweisen.

Signatur

Betreff

Schreiber

Laufzeit

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 1

Salbuch

13. Jh.

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 2

Salbuch

Zumindest teilweise von dem Propst geschrieben.

Vorwiegend 15. Jh.

KA

DG

[nach oben]

4.2 Lehnbücher

In Teilen weisen alle Lehnbücher des Klosters Neuburg denselben Text auf, den Äbtissin Anna Gurr zu Beginn ihrer Amtszeit 1486 auf der Grundlage der Lehnbücher ihrer Vorgängerinnen Barbara Wieland und Barbara Brunner und einer im Zuge der Neubelehnung der Lehenleute erfolgten "Erfarung" der Klostergüter anfertigen ließ. Das in einem Zug geschriebene KL 15 erfasste neben den Belehnungen des Jahres 1486 besonders auch die Gültabgaben der jeweiligen Klostergüter. Die Herstellung des aus verschiedenen Textteilen zusammengesetzten Mischbuchs KL 3, dem insbesondere auch Bestimmungen zu den geistlichen Lehen des Klosters beigefügt sind, zog sich bis nach 1500 hin. Das unter der Signatur Jesuitenorden, Kolleg Neuburg Archivalien vorl. Nr. 12 überlieferte Lehnbuch ist eine wohl Anfang des 16. Jahrhunderts angefertigte, leicht veränderte Abschrift davon. Dem jüngsten Buch Jesuitenorden, Kolleg Neuburg Archivalien vorl. Nr. 1 ist ein Ausschnitt des Lehnbuchtextes der Anna Gurr eingebunden, hauptsächlich beinhält es jedoch den von Propst Hans Brienner nach einer Durchsicht der älteren Bücher und einer Besichtigung der Klostergüter aus Anlass der 1518 erfolgten Neubelehnung aller Lehenleute durch Äbtissin Margret, Herzogin von Bayern, drei Jahre später beendeten Lehnbuchtext. Auch hier waren neben der schriftlichen Fixierung des Belehnungsaktes (Lehnsaktregister) vor allem auch die korrekten Angaben zu Laudemien und Gülten wichtig.

Signatur

Betreff

Schreiber

Laufzeit

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 3

Salbuch

u.a. Lehnbuchtext der drei Äbtissinnen Barbara Wieland, Barbara Bronner und Anna Gurr

15. Jh.

KA

KL Neuburg Benediktinerinnen 15

Lehen- und Gültbuch

Äbtissin Anna Gurr (Auftraggeberin), beteiligt waren Zinsmeister Hans Reysner und Propst

1486

KA

DG

Jesuitenorden, Kolleg Neuburg Archivalien vorl. Nr. 1

Lehnbuch

1. Hälfte: Propst;2. Hälfte: Lehnbuchtext der drei Äbtissinnen

1. Hälfte betrifft Jahr 1517, 1521 beendet; 2. Hälfte: 1450–1486

KA

DG

Jesuitenorden, Kolleg Neuburg Archivalien vorl. Nr. 12

Lehnbuch

Lehnbuchtext der drei Äbtissinnen

1. Hälfte 16. Jh., mit Nachträgen bis 1720, mit alten Abschriften, auch Lehnbuchtext der drei Äbtissinnen

KA

DG

[nach oben]

4.3 Fortlaufende Rechnungsbücher/Gültbücher

Zeugen des alltäglichen Wirtschaftens sind die in ungebundenen Heften vorliegenden Einnahmen- und Ausgabenbücher, die die Signaturen Jesuitenorden, Kolleg Neuburg Archivalien vorl. Nrn. 2-5 tragen. Sie weisen dasselbe Formular und eine sehr ähnliche Gliederung auf, auch wenn einzelne Kategorien abweichen können. Jeweils für ein Rechnungsjahr verzeichnen sie Teile der Einnahmen und besonders der Ausgaben des Klosters. Diese beginnen jeweils mit der Getreidegült und gehen über zu Ausgaben für Diener, Handwerker und Gebrauchsgegenstände. Die ersten beiden Nummern wurden, zumindest nominell, von Äbtissin Anna Gurr selbst angelegt, die beiden letzteren im Auftrag Äbtissin Margrets. Jesuitenorden, Kolleg Neuburg Archivalien vorl. Nr. 6 entstand 1565, also zu einer Zeit, als das Kloster bereits unter Kontrolle der Pfalzgrafen zu Pfalz-Neuburg stand. Es weist zwar ein abweichendes Format auf, erfüllt jedoch denselben Zweck wie die älteren Bücher.

Signatur

Betreff

Schreiber

Laufzeit

KA

DG

Jesuitenorden, Kolleg Neuburg Archivalien vorl. Nr. 2

Rechnung

Äbtissin Anna Gurr

1499

KA

DG

Jesuitenorden, Kolleg Neuburg Archivalien vorl. Nr. 3

Rechnung

Äbtissin Anna Gurr

1502

KA

DG

Jesuitenorden, Kolleg Neuburg Archivalien vorl. Nr. 4

Rechnung

Äbtissin Margreth von Bayern

1515

KA

DG

Jesuitenorden, Kolleg Neuburg Archivalien vorl. Nr. 5

Rechnung

Äbtissin Margreth von Bayern

1517

KA

DG

Jesuitenorden, Kolleg Neuburg, Archivalien vorl. Nr. 6

Rechnung

1565

KA

DG

[nach oben]

4.4 Chronikalische Aufzeichnungen

Signatur

Betreff

Schreiber

Laufzeit

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 20

Chronik des Klosters

Chroniksammlung von Kaspar Bruschius

1551, Einträge aus den Jahren 1047 bis 1547

KA

DG

[nach oben]

4.5 Bücher religösen Inhalts

Signatur

Betreff

Schreiber

Laufzeit

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 16

Verzeichnis der Reliquien und Ablässe

13. Jh.

KA

DG

[nach oben]

4.6 Kopialbücher, Abschriftensammlungen

Signatur

Betreff

Schreiber

Laufzeit

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 5

Streitigkeiten um den Widenhof und den Zehnt zu Langenmosen

1534

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 6

Das Klostergut in Langenmosen

Briefe und Entwürfe von und an Äbtissinnen

1534–1554

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 8

Kopialbuch

1313–1579

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 9

Kopialbuch

1276–1556

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 10

Kopialbuch

1259–1577

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 11

"Registratur uber des Closters Neuburg Originalbrieff in vier theil abgetheilt"

1007–1615

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 12

Registraturbuch der Benediktinerinnen des Klosters Neuburg

Neben Abschrift von KL 11 auch weitere Abschriften, zusammengestellt nach der Aufhebung des Klosters

1007–1584

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 17

Streit um die Lehengarbe vom Zehnt

1513

KA

DG

KL Neuburg Benediktinerinnen 18

Verkauf eines Waldes und Berges genannt das Hörnlin an Pfalzgraf Friedrich, Herzog in Bayern

1516

KA

DG

Jesuitenorden, Kolleg Neuburg Archivalien vorl. Nr. 13

Zwei zeitgenössische Abschriften eines Kaufbriefs des Hans Schmidt, Bürger zu Kelheim, und seiner Frau Barbara für Georg Forster, Pfarrer zu Eutenhofen um Gülten und Zinse zu Wolfertshofen, die der Käufer zur Stiftung einer ewigen Messe verwenden will

1477

KA

DG

[nach oben]

4.7 Urkunden

Der Urkundenbestand des Klosters Neuburg an der Donau („Kloster Neuburg Urkunden“) der Jahre 1259–1584 umfasst die Nrn. 1–504 und für das Jahr 1584 die Nrn. 1–2 („Pfalz-Neuburg, Kirchenrat, Urkunden“).

Die Urkunden sind im kollaborativen Archiv monasterium digitalisiert.

[nach oben]