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Ausgewählter Nerdkram von Informatikstudenten der Uni Ulm

Analoge Fotografie Teil II (Fotografieren)

Letzte Woche habe ich angefangen über die Analoge Fotografie zu schreiben. Im letzten Artikel ging es ein wenig um die Kamera (eine Nikon FE-2), die ich verwende. Heute möchte ich mich etwas genauer damit befassen, wie man diese Kamera verwendet. Da man es heutzutage fast ausschließlich mit digitalen Kameras zu tun hat, denke ich, dass es ganz interessant ist, sich mal mit einer etwas älteren Technologie zu befassen.

Die Kamera (Fortsetzung)

Auch bei den analogen Fotokameras gibt es natürlich teilweise riesige Unterschiede in den Features, die diese Kameras bieten. Bei meiner Nikon FE-2 handelt es sich um eine Spiegelreflexkamera, die man mit vielen verschiedenen Objektiven mit F-Bajonett verwenden kann. Die Nikon FE-2 war eine der ersten Kameras mit Zeitautomatik, so dass man nicht für jedes Bild komplett alles manuell einstellen muss. Die Kamera kann die Belichtungszeit selbst wählen. Beim Kauf hatte ich mir überlegt, ob ich so etwas überhaupt brauche (die komplett mechanische und manuell einstellbare FM-2 hätte nämlich keine Batterien gebraucht); Im Nachhinein bin ich aber sehr froh über diese Zeitautomatik.

Was muss ich also einstellen? Damit das Bild nicht unter- oder überbelichtet wird, müssen Blende und Belichtungszeit richtig gewählt werden und auch auf die Empfindlichkeit des Films abgestimmt werden. Diese drei Parameter sind die wichtigsten, um überhaupt ein brauchbares Foto zu bekommen. Zusätzlich kann man noch die Brennweite („Zoom“) und die Schärfe regulieren.

Empfindlichkeit

Neuere Analogkameras lesen den Barcode auf den Filmen und erkennen daran die ASA- bzw. ISO-Zahl des Films. Die FE-2 kann das noch nicht. Auf der linken Seite gibt es deshalb dafür ein Einstellrad, mit dem ich die Empfindlichkeit des Films von ISO 12 bis ISO 3200 einstellen kann. Umso höher die Zahl ist, desto empfindlicher ist der Film. Man kommt dann mit insgesamt weniger Licht aus, kann also kürzer belichten oder die Blende weiter zu machen. Die ISO/ASA Skala ist dabei linear. Ein Film mit ISO 200 braucht also für ein gleich helles Bild nur halb so viel Licht, wie ein ISO 100 Film. Ich verwende am liebsten Filme mit ISO 400. Das ist schon recht empfindlich; es ist aber selbst bei Sonne immer noch gut möglich Blende und Belichtungszeit zu variieren. Außerdem werden empfindlichere Filme praktisch nicht mehr verkauft. Das ist nicht ganz richtig, denn letzte Woche habe ich einen hochempfindlichen Film von Kodak gefunden, den ich unbedingt mal probieren möchte. Ich denke in Situationen mit wenig Licht ist dieser Film bestimmt toll zu verwenden.

Man kann übrigens Filme auch für eine höhere Empfindlichkeit belichten, als sie eigentlich haben (also z.B. für einen 400er Film ISO 800 an der Kamera einstellen). Die Bilder sind dann eigentlich unterbelichtet. Das lässt sich aber beim Entwickeln ausgleichen (vermutlich unter Qualitätsverlust; noch nie selber probiert). Das Fotolabor muss das natürlich vorher wissen.

Belichtungszeit

An der Kamera selbst muss ich, wenn ich nicht will, sonst eigentlich nichts mehr einstellen, denn die FE-2 hat, wie schon erwähnt, eine Zeitautomatik, die die Belichtungszeit stufenlos für mich wählen kann.

Wenn ich die Zeitautomatik verwenden möchte, stelle ich das Einstellrad auf der rechten Seite auf „A“. Natürlich kann man die gewünschte Belichtungszeit auch selbst wählen, indem ich sie einfach am entsprechenden Rad einstelle. Die FE-2 kann Belichtungszeiten von einer 1/4000 Sekunde bis zu 8 Sekunden. Außerdem gibt es noch einen Bulb-Modus, in dem so lange belichtet wird, wie der Auslöser gedrückt ist.

Und sollte die Batterie einmal leer sein und kein Ersatz zur Verfügung stehen, dann kann man den Verschluss auch in den rein mechanischen Betrieb versetzen, in dem immer 1/250 Sekunde lang belichtet wird.

Die Belichtungszeit bestimmt, wie lange der Verschluss für die Belichtung geöffnet wird. Damit also auch, wie viel Licht auf den Film trifft und wie hell das Bild letztendlich wird. Wenn man lange Belichtungszeiten verwendet, dann wird es natürlich auch schwieriger das Bild nicht zu verwackeln.

Blende

Die Blende wird nicht an der Kamera eingestellt, sondern am Objektiv. Daher ist es theoretisch auch denkbar, dass das Objektiv nur eine Blendenstufe hat, und man hier gar nichts einstellen kann. Allerdings kenne ich keine solchen Objektive. Mein Lieblingsobjektiv ist ein AF NIKKOR 50mm mit Blendenstufen von f1.4 bis f16. Was bedeuten diese Zahlen? Ganz grob: Umso größer die Zahl ist, desto weiter schließt sich die Blende während des Belichtens. Desto weniger Licht hat man zur Verfügung. Desto mehr Schärfentiefe erhält man (das Bild wird insgesamt schärfer).

Normalerweise ist, wenn man nicht gerade ein Foto macht, die Blende des Objektives ganz geöffnet, damit man durch den Sucher alles möglichst hell sieht. Dadurch kann man aber im Sucher nicht erkennen, wie scharf das Bild letztendlich werden wird. Dazu hat die FE-2 (wie fast alle Spiegelreflexkameras) einen Abblendknopf, der die Blende auf den eingestellten Wert schließt, so dass man sehen kann, wie sich die Blende auf das Bild auswirken wird.

Brennweite (Zoom)

Die Brennweite wird ebenfalls am Objektiv eingestellt und bestimmt, wie weit in das Bild „hineingezoomt“ wird. Das Ergebnis kann man natürlich sofort im Sucher sehen. Mein Lieblingsobjektiv hat eine Festbrennweite von 50mm, kann also in der Hinsicht nicht verstellt werden.

Schärfe

Als letzter wichtiger Parameter fehlt uns jetzt nur noch die Schärfeneinstellung. Auch die Schärfe wird nicht an der Kamera, sondern am Objektiv eingestellt. Normalerweise steht auf dem Objektiv drauf, für welchen Abstand von Kamera und Motiv die Schärfe eingestellt ist. Aber meistens stellt man die Schärfe nicht auf einen bestimmten Wert, weil dies zu ungenau wäre, sondern man verwendet verschiedene Hilfsmittel, um die Schärfe auf den gewünschten Punkt im Bild einzustellen.

Die FE-2 hat keine Autofokus-Funktion, wie die meisten heutigen Kameras. Damit man trotzdem möglichst genau scharf stellen kann, hat die Kamera eine Mattscheibe (bzw. Einstellscheibe) eingebaut. Die Einstellscheibe vom Typ K, die in meiner Kamera steckt, hat zum einen einen Schnittbildindikator und zum anderen einen Mikroprismenring zum Scharfstellen.

Belichtungsmesser

Damit man weiß, wie man die Parameter Blende und Belichtungszeit überhaupt wählen kann, muss man natürlich erst einmal wissen, wie viel Licht das Motiv überhaupt hergibt, also wie hell es ist. Dazu benötigt man einen Belichtungsmesser. Die Nikon FE-2 hat einen eingebauten Belichtungsmesser, der für die eingestellte Blende und abhängig von der Filmempfindlichkeit anzeigt, auf welche Belichtungszeit die Kamera eingestellt werden sollte (bei der Zeitautomatik wird die Zeit natürlich gleich automatisch eingestellt).

Kreatives Fotografieren

So. Bisher habe ich blos über die möglichen Einstellungen geschrieben. Was kann ich denn jetzt machen, um ein Bild zu bekommen, wie ich es haben möchte? Wichtig ist, dass Filmempfindlichkeit, Blende und Belichtungszeit aufeinander abgestimmt sind. Die Empfindlichkeit eines Films kann ich natürlich für einzelne Bilder nicht verändern. Daher bleiben mir Blende und Zeit, die ich verstellen kann. Umso weiter ich die Blende schließe, desto weniger Licht kommt durch das Objektiv und desto länger muss ich auch belichten. Was bringt mir das? Eine hohe Blendenzahl führt zu mehr Tiefenschärfe. Ich mache allerdings sehr gerne Fotos mit geringer Tiefenschärfe, also weit geöffneter Blende. Ich mag den Effekt, dass damit das Bild meist nur an wenigen Stellen wirklich scharf ist.

Alles Weitere ist der Kreativität des Fotografen überlassen. Wohin man den Fokus legt und mit welchen Tiefenschärfen, Bewegungsunschärfen und Brennweiten man arbeitet hat viel Auswirkung auf das Bild.

Stay tuned!

Die Kreativität endet bei der analogen Fotografie aber nicht mit dem Druck auf den Auslöser. So, wie man digitale Bilder mit Bildbearbeitungssoftware noch weiter bearbeiten kann, kann man auch mit analogen Fotos noch nach der Aufnahme viel mit dem Bild anstellen – und zwar im Fotolabor. Wer seine Bilder entwickeln lässt verschenkt ziemlich viel Potential. Das ist auch einer der Gründe, warum ich analog ausschließlich in schwarz-weiß fotografiere. Ich möchte selber entwickeln. Selber entwickeln geht zwar auch mit Farbfilmen, das ist aber deutlich komplizierter als bei Schwarz-Weiß-Filmen. Im kommenden dritten Teil dieser kleinen Blogartikel-Reihe möchte ich ein bisschen auf das Entwickeln von Filmen eingehen.

Bis dann,
matou

Kategorie: allgemein, hardware

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