IOException.de

Icon

Ausgewählter Nerdkram von Informatikstudenten der Uni Ulm

Fünf Tage unterwegs: Rückblick zu MongoDBMunich und NodeDublin

It’s conference time! – Oder “was” vielmehr. Denn beide oben genannten Konferenzen liegen bereits mehrere Wochen zurück, mein defektes Notebook machte aber leider einen schnelleren Bericht unmöglich. Die Erinnerungen an die beiden Konferenzen sind aber nicht erblasst, sodass ich sie noch gerne teilen möchte.

Mitte Oktober. Für viele meiner Kommilitonen bedeutete dies vor allem eines: Beginn des neuen Wintersemesters. Und während die meisten dem wohl mit Blick auf die nun zu Ende gegangenen Semesterferien vorlesungsfreie Zeit etwas wehleidig entgegensahen, bedeutete es für mich nur eines: Eine ziemlich ereignisreiche Woche liegt vor mir. Bereits mehrere Monate zuvor hatte ich meine Teilnahme an der MongoDB Konferenz in München festgemacht. Recht kurzentschlossen entwickelte sich dann noch der Plan, von München direkt weiter nach Dublin zur Node.js-Konferenz NodeDublin zu fliegen, was dank des netten Angebots von Organisator Cian Ó Maidín, den Ticketpreis etwas studentenfreundlicher zu gestalten, und günstiger Flugpreise sogar realistisch schien. So begann für mich also das Semester ein wenig anders: Am Dienstag, den 16. Oktober ging es mit dem Zug nach München zur MongoDB Konferenz, von dort am nächsten Tag mit Aer Lingus in die irische Hauptstadt, wo Donnerstag und Freitag NodeDublin anstand. Samstag in aller Früh ging dann auch schon der Rückflug nach Frankfurt, da ich tagsüber noch eine (nein, diesmal nicht Technik-) Tagung der Deutschen Schachjugend in Heidelberg hatte. Klingt doch nach einem tollen Plan, oder?

16. Oktober: MongoDB Munich

Leider nicht mehr online verfügbar: Der Sessionplan von MongoDB Munich

Leider ist der Sessionplan von MongoDB Munich nicht mehr online, ich habe ihn aber mal eingescannt. Die Konferenz fand im Hilton Hotel in der Nähe vom Tucherpark statt. Von außen eine sehr gute Location, von innen war ich aber etwas enttäuscht. Keiner der sogenannten Ballsäle hatte auch nur ein einziges Fenster, sodass einem im Laufe des Tages irgendwann die Decke auf den Kopf fiel – auch wenn die Sessions von Coffee Breaks und Mittagsbuffets im lichtdurchfluteten Hotelfoyer unterbrochen waren.
Die Teilnehmer kamen aus allen Bereichen: Entwickler und Systemadministratoren, MongoDB-Anfänger und -Kenner. Als etwas erfahrenerer MongoDB-Nutzer war ich anfangs etwas von den Low-Level-Vorträgen enttäuscht. Zugegeben: Die Session “Building Your First App with MongoDB” hielt genau was sie versprach und war eben nur eine oberflächliche Einführung. Auch von Marc Schwerings “Schema Design” hatte ich mir mehr neue Erkenntnisse erhofft. Die gab es dafür am Abend im persönlichen Gespräch mit ihm, wo er ein bisschen aus dem Leben eines jungen Solution Architect bei 10gen, dem Unternehmen hinter MongoDB, plauderte.

Mit zunehmender Dauer wurde es dann aber doch inhaltlich spannender. Bislang benötigte ich die Replication-Features von MongoDB noch nie, dafür sind die Daten, mit denen ich arbeite (noch!) zu gering. Und selbst wenn ich mir unsicher bin, ob Replication damit für mich in absehbarer Zeit überhaupt ein Thema wird, waren schon allein die theoretischen Probleme, die es im Falle eines Mehr-Rechner-Systems zu lösen gibt, sehr interessant. Und ein Punkt, wo ich wieder merkte, dass das Studium doch etwas bringt, hörte ich in dieser Session doch viele Begriffe aus den uulm Vorlesungen Algorithmen und Datenstrukturen, Rechnernetze, uvm.
Während ich bis dahin im BallSaal B war, der meist theoretische Sessions beheimatete, wechselte ich vor dem Mittag zu “Pizza Quattro Shardoni with comSysto” in den BallSall A, wo die praktische Anwendung des NoSQL-Vertreters im Vordergrund stand. Für die Motivation, warum man das ganze eigentlich macht, war das sicher nicht verkehrt :)

Vor Abflug in München zum letzten Mal Sonne tanken

Nach dem Mittagessen und dem zufälligen Treffen der Ulmer Kollegen von Transporeon ging es mit “Indexing und Query Optimization” weiter, gefolgt von “Map/Confused”. Ich hatte im Sommersemester meine Seminararbeit unter dem Titel “Google’s MapReduce Programming Paradigm as Basis for NoSQL Database Views” verfasst und war gespannt, wie MongoDB diesen Ansatz umsetzt, wo Abfragemöglichkeiten wie das Aggregation Framework in der Community ja viel verbreiteter sind. Der Vortrag war allerdings recht enttäuschend: Kaum Fachwissen und als Beispiel, warum MapReduce schlecht sei, wurde eine Abfrage gemessen, die man schlichtweg nie mit M/R (und auch manch anderem alternativen Vorschlag) lösen würde.
Den Abschluss bildeten für mich das wirklich spannende und unterhaltsame “Scaling Tips & Tricks” und anschließende “Build your own Foursquare with MongoDB’s Spatial Features & the Cloud”. Nach über acht Stunden im Hilton war die Konferenz dann gegen 17.15 Uhr in den gemütlicheren Teil über und ich konnte mich bei kostenfreiem Bier mit einigen netten 10gen Mitarbeitern unterhalten.

18.-19. Oktober: NodeDublin

Der nächste Tag begann hektisch: Ich hatte bei einer Freundin in München übernachtet und reichlich Zeit eingeplant, um vom Arabellapark mit U- und S-Bahn zum Flughafen der bayerischen Landeshauptstadt zu kommen. Doch an diesem Mittwoch kam irgendwie alles zusammen: Die erste S-Bahn zum Airport fiel aus und die nächste hatte 20 Minuten Verspätung – und fuhr “aus betrieblichen Gründen” nicht mal bis zum Flughafen, was man den Fahrgästen dann in irgendeinem Nest vorher (man konnte schon die Flieger ganz tief landen sehen!) sagte und sie rauswarf. So kam ich 75 Minuten später als geplant am Flughafen an, musste mich an der Schlange an Checkin und Sicherheitskontrolle vorbeimogeln und kam gerade rechtzeitig zum Boarding. Dafür sollte es dann aber auch für die nächsten Tage erstmal mit dem Stress vorbei sein.

In Dublin angekommen die erste positive Überraschung. Der Linienbus kostete nur ein bisschen über zwei Euro, hatte aber freies WLAN on board. Davon kann sich München mal eine Scheibe abschneiden, das mir für die Tortur wenige Stunden zuvor mal eben einen Zehner abgeknöpft hatte. Dank des Tipps von Timo war ich sehr günstig und zentral in Dublin untergebracht: Bei 18€ pro Nacht bei einem Fünfbettzimmer für einen alleine in einem ordentlichen Hostel kann man nicht meckern! Dank der Stunde Zeitverschiebung hatte ich noch den ganzen Tag Zeit, Dublin zu Fuß zu erkunden und bei für Irland gute Wetterverhältnisse einen ausgedehnten Spaziergang zum Konferenzort von NodeDublin zu nutzen: Stattfinden sollte das Event, zu dem sich zahlreiche node.js-Größen aus der ganzen Welt angekündigt hatten, die nächsten zwei Tage in einer riesigen Guinness-Brauerei im Herzen der Stadt.

O’Connell Street in Dublins Zentrum – in der Parallelstraße war mein Hostel

Für irische Verhältnisse gutes Wetter

Auch architektonisch macht Dublin so einiges her

Ort des Geschehens: das Guinness Store House in Dublin

Leckeres Frühstücksbuffet (NK)

Guinness Store House (NK)

Die Konferenz begann am Donnerstagmorgen dann – natürlich – mit der Registrierung und anschließendem, ausgesprochen leckerem Frühstücksbuffet. Das Guinness Store House, in dem die Konferenz eine Etage für sich einnahm und das sonst durchgehend von Besuchern durchströmt war, bot ein exzellentes Ambiente: Moderne Konstruktion, lichtdurchflutet, im Konferenzsaal große runde Tische für jeweils zehn Personen. An jedem einzelnen waren, als es pünktlich um 9.00 Uhr mit den Keynotes von Mikeal Rogers und Isaac Schlueter losging, jeweils zwei Plätze für Speaker vorgesehen, was das Motto der nächsten Tage unterstreichen sollte: Eine Konferenz von Node-Usern für Node-User, keinen extra Bereich für die Speaker. Und so waren keine zwei Stunden vergangen, als plötzlich Isaacs (der Mann hinter npm und heute quasi “Chefentwickler” von Node) sich neben mich setzte und wir uns locker unterhalten konnten. Und auch die nächsten Tage boten sich immer wieder zahlreiche Gelegenheiten, mit bekannten node.js-Größen ebenso zu reden wie mit enthusiastischen Entwicklern aus aller Welt.

Wo ich gerade bei Enthusiasmus bin: Der war enorm, sowohl wie er bei den einzelnen Sessions vorgetragen wurden, aber auch in den Gesprächen der Teilnehmer vorgelebt wurde. Hätte man eine Umfrage gemacht, so wären wahrscheinlich alle Kernbereiche der Informatik abgedeckt gewesen (“Machine Learning using Node.js”, wie geil ist das denn bitte?!). Auf der anderen Seite neigt so eine Konferenz wahrscheinlich per Definition zur Selbstbeweihräucherung. Kein Talk, in dem nicht – manchmal ja doch etwas unreflektiert – herausgestellt werden musste, wie awesome Node doch sei ist. Bei all den “Wir können die Zukunft gestalten!”-Talks fehlte mir dann irgendwann schon die Ernsthaftigkeit und wirklich neue Erkenntnisse, ich hätte mir in der Summe mehr technische Beiträge gewünscht. Felix Geisendörfers “Writing fast streaming binary parsers in node.js” war fantastisch, vom anderen deutschen Speaker Jan Lehnardt (“Community and Open Source, and the Node Community”) hätte ich lieber etwas zu CouchDB gehört als einen weiteren Talk im Keynote-Stile.

Ein Blick ins Plenum (NK)

Keynote von Isaac Schlueter (NK)

Alles in allem war für mich bei der Vielzahl an Talks und guten, bekannten Speakern aus der Szene am Ende zu wenig dabei, was ich an praktischen Tipps für meine Arbeit mit Node nun mitnehmen konnte. Das machten aber die vielen, vielen Gespräche mit anderen Entwicklern wieder wett. Die Zahl deutscher Teilnehmer war überschaubar, sehr sympathisch fand ich die vielen Iren, die die Konferenz organisierten oder einfach teilnahmen. Die Studentenquote hätte vermutlich auch höher sein können, die uulm-Kollegen und Mitblogger Benjamin und Michi konnten leider auch nicht mitkommen.

Am Freitag Abend stand dann die After Party in einem typischen Irish Pub mit leider wenig typisch irischer, sondern vielmehr gewöhnungsbedürftiger Technomusik an. Nochmal eine gute Gelegenheit, neue Bekanntschaften zu vertiefen, mal Jan Lehnardt nach Studentenpreisen für die JSConf EU zu fragen (wird es auch in Zukunft nicht geben) und ein paar Bilder mit Daniel Shaw mit Pferdekopf zu schießen. Da mein Flug bereits am Samstagmorgen um 6.30 Uhr gehen sollte, hatte ich geplant, die letzte Nacht in Dublin durch zu machen und gar kein Zimmer mehr. So bin ich also nach der Party um 3 Uhr in den AirCoach gestiegen, zum Flughafen gefahren, hab mich über McDonald’s aufgeregt und noch ein kleines Nickerchen machen können, ehe ich ins sonnige Frankfurt zurückflog.

Alles in allem war es eine äußerst interessante Woche. Nachdem wenige Tage später mein Notebook kaputtging, begann ich nochmal darüber nachzudenken, ob es das Geld, was ich für die beiden Konferenztickets, Flug und Hostel in dieser Woche ausgegeben hatte, tatsächlich wert war… – und ja, absolut! Der ganze Tripp war an sich schon unglaublich aufregend, es hat Spaß gemacht, diese vielen enthusiastischen Leute kennen zu lernen; manche, die man bislang nur von Twitter kannte. Und dass eine solche Unternehmung als Student durchaus erschwinglich ist, werde ich auch mal in einem kommenden Beitrag hier exemplarisch vorrechnen. Liebe Kommilitonen: Nutzt die Chance, jetzt habt Ihr wahrscheinlich noch eher die Zeit dafür, als später im Berufsleben.

Die mit (NK) gezeichneten Bilder sind von Nico Kaiser (CC BY 2.0), den ich in Dublin kennengelernt habe. Weitere Impressionen von NodeDublin findet Ihr in seinem Flickr-Album.

Wie wird man guter Programmierer? – Metaphorisch formuliert.

Eben noch von @maxogden rumgesponnen, wenige Minuten später online: realtimecats.com

datalove @ Open Data Barcamp Friedrichshafen

Am gestrigen Freitag machte sich ein kleiner Teil der datalove-Hochschulgruppe auf den Weg nach Friedrichshafen, um am 2. Open Data Barcamp der Bodenseeregion teilzunehmen. Leider gab es noch kurzfristig einige Absagen, sodass für Stefan, Timo und mich letztlich ein Drei-Mann-BaWü-Ticket reichte. Leider musste Veranstalter Prof. Dr. Jörn von Lucke auch aus anderen Regionen kurzfristige Absagen vermelden, sodass die Gruppe nur 15 Teilnehmer umfasste – die dafür aber umso intensiver das Thema Open Data anging.

Bodensee und Alpenblick

Am Friedrichshafener Stadtbahnhof zehn Minuten zum Umsteigen - also schnell raus zum Bodensee!

Wo "Container" drauf steht, ist auch Container drin. Direkt dahinter die nächste Überraschung: Ein kleiner Hangar.


Wir wurden für die Anreise am Mittag bereits in der Friedrichshafener Innenstadt mit einem tollen Alpenblick belohnt. Der Nebel hat sich auch noch mit der Zeit gelichtet. Leider haben wir erst erfahren, dass die ContainerUni, in der das Barcamp stattfand, auch eine Dachterrasse hat, als es schon dunkel war. Apropos ContainerUni: Wir waren alle begeistert, was man aus einem Provisorium machen kann. Anfangs noch etwas verwirrt (Baucontainer und ein “Hangar”?!), war das dann doch alles sehr einladend und erfrischend. Das Konzept überzeugt – und die Räume wirken sehr viel freundlicher als so ziemlich jeder fensterlose Hörsaal der Uni Ulm.

Ganz im Barcampstile wurden nach Begrüßungsworten und einer Vorstellungsrunde Themen gesammelt. Trotz der überschaubaren Runde fanden sich insgesamt acht Sessions, von denen die vier meistgewünschten dann ausgewählt wurden:

Den Anfang machte Jörn von Lucke mit anregenden Beispielen für Open Data und Partizipation aus der Bodenseeregion und ganz Baden-Württemberg. Besonders interessant war dabei sicher auch, dass die Open Data Initiative aus Friedrichshafen auch bis zu den österreichischen Nachbarn übergegriffen hat – und dort zum Teil schneller umgesetzt wird als im deutschen Vorbild. In dieser, wie aber auch den folgenden Sessions, wurde jedoch auch deutlich, dass die Offenlegung behördlicher und anderer Daten zwar im Interesse der Bürger, jedoch nicht immer in dem der Politiker ist.

Der zweite Block zu OpenSpending brachte dann noch eine weitere Erkenntnis:


Die reine Bereitstellung der Daten reicht nicht aus. Selbst wenn etwa Haushaltsdaten maschinenlesbar sind, muss dies noch nicht bedeuteten, dass sie auch leicht zu verarbeiten wären. Dieses Problem haben wir etwa auch in Ulm: Zwar liegen uns die Haushaltsdaten der Stadt vor, jedoch fehlen den Programmierern die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, um diese zu visualisieren, und den Verwaltungsspezialisten die Programmierkenntnisse. Spontan wurde die anschließende Pause genutzt, um die Daten mal gemeinsam, aus beiden Perspektiven, zu betrachten. Ziel wird es sein, den Austausch auch in Zukunft auszubauen und fachliche Spezialisten, die wissen, wie die Daten zu interpretieren sind, mit den Programmierern an einen Tisch zu bringen.

Dass es noch besser wäre, wenn die Daten nicht nur maschinenlesbar und unter offener Lizenz veröffentlicht, sondern gleich ansprechend visuell aufbereitet würden, unterstrich Julia Stoffregen am Beispiel von Kenia: In Sachen Open Government hat dieses Land den meisten eruopäischen Ländern einiges voraus und Open Data als wichtigen Teil der politischen Partizipation, aber auch als Wirtschaftsmotor entdeckt.


Wenn A und B sich in 15 Minuten treffen wollen - wo könnten sie das dank ÖPNV in Ulm tun?

Zum Abschluss stellte Stefan unsere Aktivitäten in Ulm vor und widmete sich dabei insbesondere seinem Lieblingsthema: dem Ulmer Nahverkehr. Ulm hat Friedrichshafen dabei einiges voraus: was die Offenheit der Stadtwerke in Sachen Fahrplandaten angeht, aber auch, wie gut die Stadt generell per ÖPNV erschlossen ist. Money quote: “Nachtbus in Friedrichshafen heißt, dass ausnahmsweise auch von 20 bis 22 Uhr etwas fährt.” (Oder so.)

Gegen 19 Uhr machten wir Ulmer uns dann wieder auf den Weg Richtung Bahnhof. Neben Einblicken in andere Regionen und Länder und etwas Buchhaltung haben wir auch noch mitgenommen, dass wir uns so langsam an die Planung einer Neuauflage des OpenCityCamps in unserer Donaustadt machen sollten. Wäre doch schön, wenn die Barcamps in Friedrichshafen und Ulm im Halbesjahresabstand zu festen größen im Open Data Terminkalender würden!

Neulich beim Google Developer Day in Berlin…

Werden Studierende heute gefragt, in welcher Firma sie nach ihrem Studium am liebsten arbeiten würden, fällt ein Name besonders häufig: Google. Das Unternehmen, das gleichermaßen polarisiert wie inspiriert, liegt in Umfragen als beliebtester Arbeitgeber in Europa ganz vorn. Und das über alle Fachrichtungen hinweg.

Wie interessant Google gerade für Informatikstudenten ist, zeigte sich auch am dritten Novemberwochenende in Berlin: Auf der letzten Station der diesjährigen Google Developer Days (GDD) wurde das Internationale Congress Centrum in unserer Bundeshauptstadt zum Pilgerort für Entwickler aus ganz Europa. Auch ich machte mich am Freitagabend auf den Weg – nachdem das mit der Node.js Conference in Italien im September leider nicht geklappt hatte, bewarb ich mich in einem Anfall von Größenwahnsinn auf eines der Developer-Tickets. Und bekam eine Zusage.

Glücklicherweise kam ich auch noch kurzfristig in den Genuss günstiger Flugtickets. Ansonsten wäre der Wochenendtrip (mal eben für einen Tag nach Berlin) zum GDD sicher sehr viel stressiger verlaufen. Doch genug der langen Vorrede: Was gab es nun zu sehen?

Auf der Keynote wurden neue Services und das neue Android vorgestellt.

Wer die Akkreditiertung hinter sich gebracht hatte, sich vom großartigen Frühstücksbuffet loseisen konnte, auf den wartete die anderthalbstündige Keynote. Was in Apple-Manier anfing, scheiterte letztlich kläglich an mangelnder Technik. Und damit meine ich nicht nur versagende Mikros und ausfallende Internetverbindungen, sondern auch die vorgestellten Features ;) Irgendwie blieb ein richtiger Wow!-Moment leider aus.
Dafür sollten die anschließenden sieben Stunden, vollgepackt mit allerhand interessanter Themen, entschädigen. Den über 2000 Entwicklern boten sich insgesamt 35 Sessions in den Themenblöcken Android, Chrome & HTML5, Cloud und Google+. Einen eigenen Track füllten die Berliner Universitäten, die mit einigen wissenschaftlichen Themen aufwarteten. Eines von ihnen hieß “Internet architecture trends”, das ich auch als erstes besuchte.
Ich war beeindruckt, wieviel der Dinge, die dort als Pros und Contras zu alternativen Internetarchitekturen genannt wurden, ich doch schon richtig einordnen konnte. Es schien mir beinahe so, als hätte ich durch die letzten Wochen aus der Vorlesung “Grundlagen der Rechnernetze” gerade genug mitbekommen, um dem Thema folgen zu können. Insofern bot der Vortrag auf jeden Fall die Motivation, dass nicht alles, wofür ich in der Uni pauke, vollkommen umsonst ist.

Weiter ging es mit “Working Off the Grid: HTML5 Offline”. Durch die vielen guten Beispiele sind dort sicher viele Zuhörer rausgegangen in der Erkenntnis, HTML5 in eigenen Projekten sinnvoll anwenden zu können. Und sei es “nur” zur Ladezeitoptimierung. Mit Fallbeispielen zu den neuen HTML-Technologien hätte ich nach dem Mittagessen auch weitermachen können, aber ich entschied mich für etwas Abwechslung und eine Einführung in die neuesten Cloud Technologien von Google (“Building Integrated Applications on Google’s Cloud Technologies”). Vorgestellt wurden u.a. die Prediction API und Googles BigQuery. In meinem Kopf sprießen seitdem ein Haufen möglicher Anwendung. Die Begeisterung rührt sicher auch von der wirklich sympathischen Vortragsweise von @nTangledMichael. Wer irgendwo ein Video davon findet: Anschauen!

Auch die uulm war bei den Ausstellern vertreten!

Mit “These aren’t the Sites You’re looking for: Modern HTML5 Web Apps” verschlug es mich zurück in den HTML5-Track. Viele praktische Tipps, aber zugegebenermaßen auch kaum neues. Gerade die Erfolgszahlen von Unternehmen, die durch den Chrome Web Store unglaublich reich geworden sein müssen, wurden beginnend bei der Keynote in fast jeder Session nochmal vorgekramt.
Nicht so bei bei der Vorstellung der neuen “programming language for structured web programming”: Dart. Es war eine nette kleine Einführung – aber eben auch nicht mehr. Interessant war die Feststellung, dass ein Teil der ehemaligen GWT-Entwickler nun an Dart mitarbeiten würde. Leider erschließen sich mir aber immer noch nicht die großen Vorteile von Dart gegenüber Javascript. Aber das wird sich vielleicht auch erst mit der Zeit zeigen.

Zuletzt standen die beiden Blöcke “Monetizing Web Apps” und “DevTools – Tips and Tricks” an. Ersteres überzeugte vor allem durch die Einfachheit, die Google zur Abwicklung von Micropayment Entwicklern bietet. Wer im Laufe des Tages Ideen für eine tolle Web-Anwendung bekommen hatte, wusste nun auch, wie man sie zu Geld macht. Ein Überblick über die Tools, die Chrome Entwicklern bietet, brachte dann den Ausklang der Sessions.

Der Abend klang aus mit einem Meet’n’Greet im großen Foyer des ICCs. Bei Bier und Brezeln konnte noch über so allerhand Technik diskutiert werden. Für mich war der Abend damit aber trotzdem schnell beendet, denn nach der späten Landung am Vorabend, der frühen Anreise in den Westen Berlins und dem vielem neuen Input hatte ich dann auch langsam genug.

Mein Fazit? Googler sind unglaublich jung! In dem etwa 40 Mann umfassenden Team, das für den GDD nach Berlin angereist war, fanden sich nur junge oder junggebliebene Leute. Die Speaker, die sich stets als Product Manager von irgendwas (Chrome zum Beispiel) vorstellten, waren allesamt nicht älter als 35. Das spricht für flache Hierarchien und viel Vertrauen in junge Leute.
Ganz allgemein präsentierte sich Google unglaublich sympathisch. Das fing damit an, dass der Deutschland-Chef meinte, dass wir nicht den Googlern danken sollten, sondern die mehr als 2000 anwesenden Entwickler eben diesen Dank verdient hätten. Daneben überzeugte der Developer Day durch viele kleine Details, sei es nur, dass es beim Mittagsbuffet eben u.a. auch typisch Berliner Essen gab.
Schön fand ich auch, dass es seitens der Speaker keinerlei Engstirnigkeit gab. Als ich mich angemeldet hatte, fragte ich mich noch, ob man wohl besser nur von Google Plus statt Facebook, Android statt iOS und Chrome anstelle von Firefox sprechen sollte. Aber nichts dergleichen. Die Googler zeigten auch mit ihren vielen MacBooks, dass man eben immer damit arbeiten sollte, was für die jeweilige Aufgabe am besten ist. Und dies bedeutet beim Browser-Beispiel etwa auch, dass sie sehr am Fortschritt von Firefox und anderen Konkurrenten interessiert sind, da nur so die im Chrome bereits umgesetzten HTML5-Features Anklang bei der breiten Masse finden und zum Standard werden können.

Alles in allem also eine gelungene Veranstaltung, mit der Google nicht nur Werbung für neue Technologien gemacht hat, sondern vor allem für sich selbst!

Weiterführende Links:

ioexception.de

Benjamin Erb [] studiert seit 2006 Medieninformatik und interessiert sich insbesondere für Java, Web-Technologien, Ubiquitous Computing, Cloud Computing, verteilte Systeme und Informationsdesign.


Raimar Wagner studiert seit 2005 Informatik mit Anwendungsfach Medizin und interessiert sich für C++ stl, boost & Qt Programmierung, Scientific Visualization, Computer Vision und parallele Rechenkonzepte.


David Langer studiert seit 2006 Medieninformatik und interessiert sich für Web-Entwicklung, jQuery, Business Process Management und Java.


Sebastian Schimmel studiert seit 2006 Informatik mit Anwendungsfach Medizin und interessiert sich für hardwarenahe Aspekte, Robotik, webOs, C/C++ und UNIX/Linux.


Timo Müller studiert seit 2006 Medieninformatik. Er interessiert sich allen voran für Mobile and Ubiquitous Computing, systemnahe Enwticklung und verteilte Systeme, sowie Computer Vision.


Achim Strauß studiert seit 2006 Medieninformatik. Seine Interessen liegen in Themen der Mensch-Computer Interaktion sowie Webentwicklung und UNIX/Linux.


Tobias Schlecht studiert seit 2006 Medieninformatik und interessiert sich vor allem für Software Engineering, Model Driven Architecture, Requirements Engineering, Usability Engineering, Web-Technologien, UML2 und Java.


Fabian Groh studiert seit 2006 Medieninformatik. Seine Interessengebiete sind Computer Graphics, Computer Vision, Computational Photography sowie Ubiquitos Computing.


Matthias Matousek studiert seit 2007 Medieninformatik und interessiert sich besonders für Skriptsprachen, Echtzeitsysteme und Kommunikation.


Michael Müller [] studiert seit 2009 Medieninformatik. Er interessiert sich vor allem für Web-Technologien, Ubiquitous Computing, User-Interfaces, UNIX und Creative Coding.


Falco Nogatz [] studiert seit 2010 Informatik mit Anwendungsfach Mathematik. Er interessiert sich für Web-Technologien, Programmierparadigmen und theoretische Grundlagen.

Archiv

Februar 2015
M D M D F S S
« Mrz    
 1
2345678
9101112131415
16171819202122
232425262728