Am gestrigen Freitag machte sich ein kleiner Teil der datalove-Hochschulgruppe auf den Weg nach Friedrichshafen, um am 2. Open Data Barcamp der Bodenseeregion teilzunehmen. Leider gab es noch kurzfristig einige Absagen, sodass für Stefan, Timo und mich letztlich ein Drei-Mann-BaWü-Ticket reichte. Leider musste Veranstalter Prof. Dr. Jörn von Lucke auch aus anderen Regionen kurzfristige Absagen vermelden, sodass die Gruppe nur 15 Teilnehmer umfasste – die dafür aber umso intensiver das Thema Open Data anging.
Am Friedrichshafener Stadtbahnhof zehn Minuten zum Umsteigen - also schnell raus zum Bodensee!
Wo "Container" drauf steht, ist auch Container drin. Direkt dahinter die nächste Überraschung: Ein kleiner Hangar.
Wir wurden für die Anreise am Mittag bereits in der Friedrichshafener Innenstadt mit einem tollen Alpenblick belohnt. Der Nebel hat sich auch noch mit der Zeit gelichtet. Leider haben wir erst erfahren, dass die ContainerUni, in der das Barcamp stattfand, auch eine Dachterrasse hat, als es schon dunkel war. Apropos
ContainerUni: Wir waren alle begeistert, was man aus einem Provisorium machen kann. Anfangs noch etwas verwirrt (Baucontainer und ein “Hangar”?!), war das dann doch alles sehr einladend und erfrischend. Das
Konzept überzeugt – und die Räume wirken sehr viel freundlicher als so ziemlich jeder fensterlose Hörsaal der Uni Ulm.
Ganz im Barcampstile wurden nach Begrüßungsworten und einer Vorstellungsrunde Themen gesammelt. Trotz der überschaubaren Runde fanden sich insgesamt acht Sessions, von denen die vier meistgewünschten dann ausgewählt wurden:
Den Anfang machte Jörn von Lucke mit anregenden Beispielen für Open Data und Partizipation aus der Bodenseeregion und ganz Baden-Württemberg. Besonders interessant war dabei sicher auch, dass die Open Data Initiative aus Friedrichshafen auch bis zu den österreichischen Nachbarn übergegriffen hat – und dort zum Teil schneller umgesetzt wird als im deutschen Vorbild. In dieser, wie aber auch den folgenden Sessions, wurde jedoch auch deutlich, dass die Offenlegung behördlicher und anderer Daten zwar im Interesse der Bürger, jedoch nicht immer in dem der Politiker ist.
Der zweite Block zu OpenSpending brachte dann noch eine weitere Erkenntnis:
Die reine Bereitstellung der Daten reicht nicht aus. Selbst wenn etwa Haushaltsdaten maschinenlesbar sind, muss dies noch nicht bedeuteten, dass sie auch leicht zu verarbeiten wären. Dieses Problem haben wir etwa auch in Ulm: Zwar liegen uns die Haushaltsdaten der Stadt vor, jedoch fehlen den Programmierern die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, um diese zu visualisieren, und den Verwaltungsspezialisten die Programmierkenntnisse. Spontan wurde die anschließende Pause genutzt, um die Daten mal gemeinsam, aus beiden Perspektiven, zu betrachten. Ziel wird es sein, den Austausch auch in Zukunft auszubauen und fachliche Spezialisten, die wissen, wie die Daten zu interpretieren sind, mit den Programmierern an einen Tisch zu bringen.
Dass es noch besser wäre, wenn die Daten nicht nur maschinenlesbar und unter offener Lizenz veröffentlicht, sondern gleich ansprechend visuell aufbereitet würden, unterstrich Julia Stoffregen am Beispiel von Kenia: In Sachen Open Government hat dieses Land den meisten eruopäischen Ländern einiges voraus und Open Data als wichtigen Teil der politischen Partizipation, aber auch als Wirtschaftsmotor entdeckt.
Wenn A und B sich in 15 Minuten treffen wollen - wo könnten sie das dank ÖPNV in Ulm tun?
Zum Abschluss stellte Stefan unsere Aktivitäten in Ulm vor und widmete sich dabei insbesondere seinem Lieblingsthema: dem Ulmer Nahverkehr. Ulm hat Friedrichshafen dabei einiges voraus: was die Offenheit der
Stadtwerke in Sachen Fahrplandaten angeht, aber auch, wie gut die Stadt generell per ÖPNV erschlossen ist. Money quote: “Nachtbus in Friedrichshafen heißt, dass ausnahmsweise auch von 20 bis 22 Uhr etwas fährt.” (Oder so.)
Gegen 19 Uhr machten wir Ulmer uns dann wieder auf den Weg Richtung Bahnhof. Neben Einblicken in andere Regionen und Länder und etwas Buchhaltung haben wir auch noch mitgenommen, dass wir uns so langsam an die Planung einer Neuauflage des OpenCityCamps in unserer Donaustadt machen sollten. Wäre doch schön, wenn die Barcamps in Friedrichshafen und Ulm im Halbesjahresabstand zu festen größen im Open Data Terminkalender würden!