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Ausgewählter Nerdkram von Informatikstudenten der Uni Ulm

HTTP-Methoden und ihre Semantiken

HTTP ist vermutlich das erfolgreichste Anwendungsprotokoll überhaupt. Ohne HTTP wäre das WWW nicht denkbar, und ein wesentlicher Teil des gesamten Internet-Traffics ist auf HTTP zurückzuführen. HTTP ist ein zustandsloses, Request-Response basiertes Protokoll, das heißt es gibt ein (einziges) Muster, über das die beteiligten Kommunikationspartner Daten austauschen: Clients initieren immer die Kommunikation, fordern eine Resource per Request an, und Server antworten wiederum per Response. Je nach Art der Anfrage, können sowohl Request als auch Response Nutzdaten, sogenannte Entities enthalten. Im überwiegenden Fall sind das HTML-Dokumente oder Mediendateien, die bei der Response übermittelt werden.

Die eigentliche Semantik des Aufrufs im Sinne von HTTP bestimmt die verwendete Methode, die Bestandteil des Requests ist. Das absolute Arbeitstier des Webs ist GET, allerdings existieren noch weitere Methoden: POST, HEAD, PUT, DELETE und OPTIONS. Deren Bedeutung und korrekte Verwendung ist allgemein jedoch weniger bekannt. Deswegen möchte ich diese Methoden kurz vorstellen und ihre Funktionen erklären. Dafür gehe ich nun zunächst auf die verschiedenen Merkmale ein, die Methoden besitzen nach RFC 2616 können.

Eine Methode gilt als sicher, wenn sie keine Seiteneffekte erzeugt. Mögliche Seiteneffekte wären zum Beispiel das Ändnern einer Resource oder das Durchführen eines Logouts. Zu einem gewissen Grad sind auch Seiteneffekte bei sicheren Methoden erlaubt. Allerdings nur dann, wenn sie nicht explizit vom Benutzer intendiert sind. Darunter fallen zum Beispiel Logfiles, die Zugriffe aufzeichnen oder Zähler, die Zugriffe aufsummieren.

Als idempotent bezeichnet man eine HTTP Methode dann, wenn die mehrfache Ausführung eines Requests die gleichen Seiteneffekte besitzt wie ein einmaliges Ausführen. Ob ein Request für das Löschen einer Resource einfach oder mehrfach ausgeführt wird, das Resultat bleibt ist identisch, die Resource wurde gelöscht. Idempotenz ist für verteilten Systemten eine interessante Aufrufsemantik, da sie es im Fehlerfall ermöglicht, einen Request zu wiederholen (At-least-once). Bei nicht idempotenten Methoden ist dies nicht möglich. Ein Beispiel hierfür wäre eine Onlinebanking-Sitzung, die zur Übermittlung einer Überweisung eine nicht-idempotente Methode verwendet. Bricht nun während des Requests die Verbindung ab, so ist unklar, ob eine erneute Ausführung zu mehrfachen Überweisungen führt oder nicht (in der Praxis wird dies z.B. durch Tokens auf Anwendungsebene verhindert).

Eine dritte Eigenschaft einer Methode ist Möglichkeit, ob bei ihrer Verwendung Responses gecachet werden können. Es ist offensichtlich, dass dies nur für Methoden ohne Seiteneffekte funktioneren kann. Ebenfalls ist Caching nur dann sinnvoll und erlaubt, wenn die Responses entsprechende Caching-Informationen bereitstellen. Dies ist unter anderem möglich durch die Angabe von Expire-Zeiten, Datum der letzten Änderungen oder Entity-Tag-Angaben. Sie beschreiben, wie lange das Resultat einer Response weiterverwendet werden kann, ohne einen erneuten Request zu versenden. Beziehungsweise geben sie an, wie bei einem konditionellen Request übermittelt werden kann, was die bekannte Version des Entities ist. Sofern sich die Resource nicht verändert hat, muss sie somit nicht erneut übertragen werden.

safe idempotent cachable
HEAD (✓)
GET (✓)
PUT
DELETE
POST

GET
GET ist die meistverwendete Methode und dient zur Abfrage einer Resource. Sie ist sowohl sicher als auch idempotent, und erlaubt Caching. Erweiterte Funktionen von GET erlauben konditionale Abfragen, sowie partielle Abfragen. Ersteres erlaubt eine effiziente Benutzung von Caching, um nur dann eine Resource erneut zu laden, wenn sie sich auch wirklich verändert hat oder aktualisiert wurde. Letzteres dient dazu, nur Teile einer Resource abzurufen. Das kann zum Beispiel bei einer Resource, die eine Videodatei darstellt, hilfreich sein und erlaubt das Springen im Bytestream des Videos.

HEAD
HEAD besitzt prinzipiell die gleiche Semantik wie GET, allerdings wird keine Repräsentation der Resource mitgesendet, das heißt die Response enthält kein Entity. Somit ist HEAD nützlich, um Metadaten über die Resource abzufragen, oder überhaupt des Existenz zu überprüfen.

PUT
Mit PUT kann eine Resource erstellt oder ersetzt werden. Hierfür ist im Request ein Entity enthalten, dass eine neue Repräsentation der Resource enthält. Die zu erstellende/ändernde Resource wird durch die URI eindeutig beschrieben.

DELETE
DELETE entfernt die durch die URI identifizierte Resource.

POST
Als letzte Methode wird POST für alle weiteren Aufrufe verwendet, insbesondere wenn keinerlei Zugeständnisse bezüglich der Semantiken gemacht werden (können), insbesondere Idempotenz. In der Praxis dient POST ebenfalls zum Erzeugen und Ändern von Resourcen, aber auch für viele weitere Aktionen, die via POST quasi ‘getunnelt’ werden.

Für weitere Informationen empfiehlt es sich, RFC 2616 zu lesen.

Einfache Visualisierung von Geodaten – Teil 2: Leaflet & jquery.couch.js

Im vorherigen Teil haben wir gesehen, wie man Geodaten mithilfe von CouchDB abspeichern kann. Da diese Datenbank zugleich ein Webserver ist und die Daten im JSON-Format gespeichert werden, eignet sie CouchDB auch gut für AJAX-Abfragen. Hierfür gibt es eine auf jQuery aufbauende Library namens jquery.couch.js, die von den AJAX-Requests abstrahiert und direkt browser-seitige Interaktionen mit der Datenbank ermöglicht.

Im diesem Beitrag soll gezeigt werden, wie man mit der offenen Karten-Library Leaflet und jquery.couch.js geographische Daten aus CouchDB heraus auf einer Karten anzeigen kann.

Beispiel-Visualisierung von ulmapi.de, ebenfalls basierend auf CouchDB und Leaflet.

Wir verwenden die CouchApp aus dem ersten Teil weiter, und fügen zu den bisherigen Map/Reduce Views noch statische HTML- und Javascript-Dateien hinzu (im _attachments Ordner), die dann im Browser abgerufen werden können. Beim Aufruf dieser Webseite wird ein HTML-Grundgerüst übertragen, sowie eine JavaScript-Datei, die beim Aufruf die eigentlichen Datensätze via jquery.couch.js aus der CouchDB nachlädt.

Als Mapping-Library verwenden wir Leaflet, eine Open-Source Bibliothek für Kartendarstellungen im Browser. Leaflet abstrahiert von verschiedenen Kartenprovidern und erlaubt es somit, unterschiedliche Datenquellen zu verwenden, wie zum Beispiel auch Bing Maps oder Cloudmade. Letzteres ist ein Service, der auf Basis der Open Street Map Daten Kartenkacheln mit individuellen Stilen rendert und hostet – für Visualisierungen oft sehr hilfreich, da reguläre Karten meist zu viele Karteninformationen enthalten oder farblich überladen sind. In unserem Fall haben wir einen einfach Graustufenkarte gewählt. Leaflet selbst lässt sich relativ leicht verwenden, es muss eine CSS-Datei sowie eine JavaScript-Datei importiert werden, und ein div-Block im HTML enthalten sein, worin später die Karte gerendert werden soll. Somit sieht unser HTML-Gerüst zu Beginn so aus:

<!doctype html>
<html>
<head>
	<link rel="stylesheet" href="style/leaflet.css" />
	<script type="text/javascript" src="js/jquery.min.js"></script>
	<script type="text/javascript" src="js/jquery.couch.js"></script>
	<script type="text/javascript" src="js/leaflet.js"></script>
	<script type="text/javascript" src="js/maploader.js"></script>
</head>
<body>
	<div id="map"></div>
</body>
</html>

Es werden jQuery, jquery.couch.js und die Leaflet-Libs geladen, und die letzte importierte JavaScript-Datei soll nun unseren Code zum initialisieren der Karte und dem Laden der Daten aus der CouchDB enthalten. Zunächst erstellen wir eine Karte und rendern sie, sobald die Seite vollständig geladen wurde (jQuery Callback für document.ready):

$(document).ready(function(){

		var cloudmadeUrl = 'http://{s}.tile.cloudmade.com/[YOUR_API_KEY]/33481/256/{z}/{x}/{y}.png';
		var cloudmadeAttribution = 'UlmApi.de / Shape Files: Stadt Ulm (cc-by-sa), Map data &copy; 2011 OpenStreetMap contributors, Imagery &copy; 2011 CloudMade';
		var cloudmade = new L.TileLayer(
			cloudmadeUrl, {
				maxZoom : 18,
				attribution : cloudmadeAttribution
		});

		var map = new L.Map('map', {
			center : new L.LatLng(48.399976,9.995399),
			zoom : 12,
			layers : [ cloudmade ],
			zoomControl : false
		});
});

In der cloudmadeUrl muss für Cloudmade Karte ein korrekter API-Key angegeben werden, der nächste Parameter im Pfad identifiziert den Kartentyp. Beim Initialisieren der Karte wird dann die ID des divs angeben, bei uns ‘map’. Nun sollte unsere Karte bereits dargestellt werden, nachdem wir die CouchApp neu deployen (außerhalb des Fokus dieses Artikels, mehr dazu auf couchapp.org).

Was nun noch fehlt, ist das Nachladen der Geodaten aus der CouchDB und die Anzeige auf der Karte. Hierfür verwenden wir jquery.couch.js als Wrapper für die AJAX-Requests gegen CouchDB und die GeoJSON-Funktionalität von Leaflet:

$.couch.db('database_name').view('design_doc_name/view_name', {

	success: function(data){
		if(data && data.rows && data.rows.length){

			var geoJsonLayer = new L.GeoJSON();

			for(var i = 0;i<data.rows.length;i++){
				geoJsonLayer.addGeoJSON(data.rows[i].value.geometry);
			}

			map.addLayer(geoJsonLayer);
		}
	}
});

Das obige Snippet sollte im vorherigen Code hinter der Erzeugung der Karte eingefügt werden. Es ruft von der Datenbank ‘database_name’ den View ‘view_name’ des Design-Dokuments ‘design_doc_name’ auf, und iteriert bei erfolgreicher Abfrage über alle Zeilen. Von jeder Zeile wird dabei die geometry-Property zu einem GeoJSON-Layer hinzugefügt, der am Ende an die Karte übergeben wird. Da unser View aus Teil 1 bereits GeoJSON generiert, und Leaflet nativ GeoJSON lesen und darstellen kann, ist das Hinzufügen von Geodaten auf die Karte sehr einfach.

Hier noch ein paar weiterführende Links mit vertiefenden Inhalten zu den einzelnen Themen:

Einfache Visualisierung von Geodaten – Teil 1: CouchDB/GeoCouch

Die Hochschulgruppe Open Data Ulm hat es sich zur Aufgabe gemacht, offene und öffentliche Daten rund um die Region Ulm zu aggregieren, aufzuarbeiten und zu visualisieren. Näheres zu diesem Projekt sowie bereits gesammelte Datensätze gibt es unter UlmApi.de

Für unser Vorhaben habe ich als Persistenzlösung die dokumentenorientierte Datenbank CouchDB gewählt, da sie für uns mehrere interessante Features bietet:

  • schemalos: Anders als relationale Datenbanken benötigen schemalose Datenbanken keine im Voraus fest definierte Struktur der Einträge. Für unsere Geodaten ist dies sehr hilfreich, da außer einer ID und den Geodaten noch beliebige zusätzliche Daten pro Eintrag mitgespeichert werden können.
  • JSON: Für die Speicherung strukturierter Daten stellt dieses Format eine leichtgewichtige Alternative zu XML dar.
  • webbasiert: Die Datenbank ist zugleich ein Webserver und der Zugriff auf die Daten läuft somit über HTTP.
  • verteilt/replizierend: Ein wichtiges Konzept von CouchDB ist die einfache aber mächtige Replikation zwischen verschiedenen Instanzen. Im Kontext unserer offenen Datensammlungen ermöglicht dies, dezentralte Kopien der Daten anzulegen, diese lokal zu editieren oder erweitern und wieder auf unsere Hauptdatenbank zu laden.
  • Attachments: Neben strukturierten Daten lassen sich auch ganze Dateien speichern. Dies ist vor allem für archivierte Rohdaten in proprietären Formaten interessant.
  • CouchApps: Neben der Speicherung der Daten sind vor allem einfache Anwendungen interessant, die diese visualisieren oder aufbereiten. Das Konzept der CouchApps ermöglicht es uns, simple Webanwendungen direkt auf der Datenbank zu deployen und verfügbar zu machen.
  • räumliche Indizes: Dank Volker Mische besitzt CouchDB einen zusätzlichen Index (GeoCouch), der statt eindimensionaler B-Bäume zweidimensionale R-Bäume benutzt. Damit lassen sich Dokumente mit räumlichen Daten abspeichern, indizieren und effizient abfragen.

Von der Stadt Ulm haben wir als ersten Datensatz Shapefiles der Ulmer Stadtteile und Stadtviertel bekommen. Diese wurden zunächst vom Ausgangsformat (Gauss-Krueger-Shapefiles) in das GeoJSON-Format mit WGS84-Koordinaten konvertiert. Mithilfe eines kleinen node.js Skriptes wurden die einzelnen Shapes dann als Dokumente auf die Couch geladen.

Ein Dokument hat hierbei folgende Form (Originaldokument):

{
   "_id": "ul-st14",
   "_rev": "1-797187e292d93b6d661ca8f7fec3f6c9",
   "type": "stadtteil",
   "name": "Weststadt"
   "geometry": {
       "type": "Feature",
       "properties": {
           "identifier": "ST 14",
           "name": "Weststadt"
       },
       "geometry": {
           "type": "Polygon",
           "coordinates": [
               [
                   [
                       9.981459,
                       48.395751
                   ],
                   …
              ]
           ]
       }
   },
   "creator": "Stadt Ulm",
   "license": {
       "name": "Creative Commons - Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland (CC BY-SA 3.0)",
       "link": "http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/"
   },
}

Die _id bestimmt das Dokument eindeutig, das _rev Feld ist für die Versionskontrolle verantwortlich. Als ID haben wir einen internen Identifier der Stadt genommen und noch mit einem “ul” Präfix versehen. Der Rest des Dokuments kann frei strukturiert werden. In unserem Fall verwenden wir noch ein type Feld, durch das wir später Dokumente unterschiedlichen Typs unterscheiden können (z.B. stadtteil oder stadtviertel). Das geometry Feld (hier gekürzt) enthält die geografischen Daten im GeoJSON-Format. Die sonstigen Felder beschreiben noch den Urheber und die Lizenz der Daten sowie den Namen des Eintrags.

Nun ist die Datenbank gefüllt, später sollen aber die Daten auch wieder abgefragt werden können. Als “NoSQL” Datenbank bietet CouchDB hierfür aber keine SQL-Statements an, stattdessen muss man mithilfe von MapReduce beschreiben, wie aus den Daten Indizes gebildet werden sollen:

function(doc) {
	if (doc.type) {
		if(doc.type === 'stadtviertel'){
		    emit(['stadtviertel', doc._id], {
		    	'geometry' : doc.geometry,
		    	'label' : "<b>Stadtviertel "+doc.name+"</b><br/>ID: "+doc._id+"<br/>(Stadteil "+doc.stadtteil+")"
		    });
		}
		else if(doc.type === 'stadtteil'){
		    emit(['stadtteil', doc._id], {
		    	'geometry' : doc.geometry,
		    	'label' : "<b>Stadtteil "+doc.name+"</b><br/>ID: "+doc._id
		    });
		}
	}
};

Damit erzeugen wir eine sortiere Liste von Schlüssel-Wert-Paaren. Der Schlüssel ist selbst wieder komplex und besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist der Typ, der zweite Teil die ID des Dokuments. Damit kann man später durch die sogenannte View Collation Abfragen durchführen, die sich auf einen bestimmtem Typ beschränken (zur Wiederholung: ohne SQL gibt es hier auch kein WHERE Statement). In diesem Fall werden bisher nur Dokumente des Typs stadtteil oder stadtviertel eingetragen, und als Wert eines Eintrages wird bereits die spätere Nutzung auf einer Karte vorbereitet – es werden die Geodaten sowie ein Label indiziert. Damit lassen sich nun schon Stadtteile/Stadtviertel abfragen.

Ergänzt man dies noch um einen räumlichen Index, so werden auch räumliche Abfragen ermöglicht. Hierfür werden in den Index als Schlüssel die Geodaten (unverändert im GeoJSON Format) eingetragen, den Wert selbst bliebt leer, da das Feld _id sowieso eingetragen wird und vorest keine weiteren Daten mehr benötigt werden:

function(doc){
	if(doc.geometry && doc.geometry.geometry){
		emit(doc.geometry.geometry, null);
	}
};

(Das etwas merkwürdig anmutende doc.geometry.geometry entstand einerseits dadruch, dass unser Feld mit dem GeoJSON-Objekt geometry heißt, das GeoJSON-Objekt selbst aber komplex ist und nur in einem Teil davon die eigentlichen Geodaten hinterlegt sind.)

Mithilfe dieses Index lässt sich nun bei einem gegebenen geografischen Raum überprüfen, welche Objekte darin enthalten sind. Also zum Beispiel ausgehend von einer Koordinate, ob sie sich in Ulm befindet und wenn ja, in welchem Stadtteil/Stadtviertel.

Im nächsten Teil wird näher betrachtet, wie die nun abgespeicherten und indizierten Geodaten im Browser auf einer Karte dargestellt werden können, und zwar direkt aus CouchDB heraus.

Präsentieren mit HTML5-Foliensätzen

Kurzversion: HTML5 Foliensatz, basierend auf einem Google Template, das zusätzlich Notizen und einen Presenter Mode bietet: Demo / Code

Nicht nur die Frage, wie man richtig präsentiert (Stichwort Zen vs. Death by PowerPoint), sondern auch die Frage, mit welchen Anwendungen man präsentiert, ist oft umstritten. Ich persönlich konnte mich bisher mit Powerpoint und Konsorten eher wenig anfreunden – vor allem Typografie und Einschränkungen bei der Gestaltung waren problematisch. Als Alternative habe ich bisher oft LaTeX Beamer verwendet, was allerdings je nach visueller Komplexität auch oft relativ zeitaufwendig ist, sich aber zumindest bei Grafiken in Vektorformaten und mathematischen Inhalten auch schnell auszahlt.

HTML5-basierte Foliensätze

Mit dem Aufkommen von HTML5 entstand eine zusätzliche Möglichkeit. Dank der neuen Multimedia-Tags wie <audio> und <video> sowie mächtigeren CSS Stilen bietet HTML nun die Grundlagen für browser-basierte Präsentationen. Mittlerweile gibt es hierfür auch schon mehrere Templates:

Noch mehr Alternativen gibt es in dieser Auflistung. Ein weiteres sehr schönes Beispiel ist ein Foliensatz zu HTML5, der selbst quasi eine Technologiedemonstration enthält: http://slides.html5rocks.com

Der Vorteil von HTML-basierten Präsentationen ist die hohe Anzahl von Medien (u.a. auch SVG, Flash Videos oder ganze Webseiten als IFrames), die man einbetten kann. Ein einfaches, weitläufig bekanntes Markup ermöglicht das schnelle Erstellen von Folien, und mit einer Kombination aus HTML, CSS und JavaScript lassen sich dennoch auch komplexe Spezialfunktionen realisieren.

Mir persönlich hat das html5slides Template ganz gut gefallen, das Google entwickelt und für die Google I/O Slides eingesetzt hat. Da das Template unter einer Apache License veröffentlicht wurde, habe ich zunächst damit begonnen, es an das Uni Ulm Corporate Design anzupassen. Außerdem hatte ich ein paar kleine Änderungen am Code vorgenommen, um zum Beispiel eine Nummerierung der Folien zu ermöglichen.

Presenter Mode?

Prinzipiell war das Ergebnis schon mal akzeptabel, allerdings wurden die oft genannten Probleme bei solchen HTML-Foliensätzen schnell offensichtlich – fehlende Notizen für den Vortragenden und nur eine Ausgabe.

Eher durch Zufall bin ich auf ein anderes Konstrukt gestoßen, dass seit HTML5 Cross-Frame-Communication erlaubt, also den Austausch von Nachrichten zwischen zwei verschiedenen Frames (mit einigen Einschränkungen): window.postMessage()

Die Möglichkeit, zwischen Frames zu kommunizieren, ist natürlich auch ideal dafür, Daten zwischen Frames zu synchronisieren. Übertragen auf zwei verschiedene Präsenationsframes ermöglicht dies beim Weiterschalten der Folien in einem Frame, den zweiten Frame zu aktualisieren. Schematisch sieht das so aus:

(CC-BY-NC) Icons by picol.org / w3.org

Im Hauptfenster kann per Tastendruck ein zusätzliches Popup geöffnet werden (1). Das neue Popup öffnet die gleiche URI der Präsentation und wird auf dem Bildschirm des Vortragenden platziert. Schaltet der Vortragende nun im Hauptfenster weiter zu nächsten Folie, so erzeugt dies ein Nachricht an das zweite Frame (2), das dann ebenfalls weiterschaltet.

Eine weitere Ergänzung war die Unterstützung von Notizen als Overlay über die Folien. Kombiniert mit dem Dual-Screen-Ansatz ermöglicht dies, dem Publikum die Folien zu zeigen, dem Vortragenden auf einem zweiten Bildschirm die Folien plus den verfügbaren Notizen.

Ausführliche Beispiele mit Code gibt es in einer Beispielpräsentation, den kompletten Code auf github: https://github.com/berb/html5slides-uulm

Auf der Feature Wishlist steht noch ein alternativer CSS-Stylesheet für den Druckexport. Außerdem ein Tool, dass externe Daten wie Bilder per Base64 encoding als Data URI integriert und JavaScript sowie Stylesheets inline einbindet, sodass die Präsentation als einzelne HTML5 Datei ohne externe Abhängigkeiten abgespeichert werden kann.

Einfache Mobilapplikation mit Sensordaten und Real-Time-Streaming

Im Rahmen der Vorlesung “Mobile & Ubiquitous Computing” (bin derzeit mitbetreuender Hiwi) waren wir auf der Suche nach passenden Übungsaufgaben. Eine Übung davon sollte verschiedene Aspekte aktueller Mobilapplikationen (Sensorkontext, Web Services, Live Notifications) einbeziehen, ohne dabei allzu komplex zu werden.

Als ansatzweise reales Szenario hierfür dient die Mensa. Zu Stoßzeiten ist es häufig schwierig, in einer größeren Gruppe gemeinsam zu essen. Spätestens an den Kassen teilt sich die Gruppe auf und es ist schwierig, die Anderen zu finden. Ein Teil sitzt vielleicht auch schon an irgendeinem Tisch, während andere immer noch an der Essensausgabe warten. Was man also unbedingt braucht, ist ein Mensafinder. Der Mensafinder ermöglicht es, anderen seine grobe Position in der Mensa mitzuteilen oder aufzuzeigen, wo andere Leute sitzen. Aufgrund der Einschränkungen vor Ort (kein GPS-Empfang, WLan-Ortung zu ungenau) haben wir uns auf eine einzige Kontextinformationen beschränkt, die bereits eine ausreichende Lösung bietet – die Kompassausrichtung. Anstatt die genaue Position zu ermitteln, verwenden wir eine grobe Richtung abhängig von einem Fixpunkt im Zentrum des Raums (Wendeltreppe). Bereits sitzende Personen richten ihr Mobilgerät in Richtung des Fixpunktes aus, suchende Personen können ausgehend vom Fixpunkt den Richtungen folgen.

Technisch besteht der Mensafinder aus einem Webservice und mobilen Anwendungen. Der Webservice basiert auf REST und bietet als besonderes Feature das ‘Streamen’ neuer Events (neue/aktualisierte Peilungen oder Abmeldungen). Hierfür wird durch den Client eine HTTP-Verbindung geöffnet und serverseitig nicht direkt geschlossen. Stattdessen werden neue Events via Chunked Encoding in die offene Verbindung geschrieben, ähnlich wie bei Streaming API von Twitter. Der Service wurde mit node.js implementiert, Quellcode sowie Dokumentation der REST API sind auf github verfügbar.

Da es sich nur um eine Demo-Applikation handelt, fehlen einige wichtige Features. Es gibt keine Authentisierung der Benutzer und es werden alle Peilungen aller Benutzer übertragen (es gibt keine Kontaktlisten). Interessant wäre natürlich die Anbindung an bestehende Dienste, die bereits eine Authentisierung und Kontaktlisten bereitstellen, so wie beispielsweise Facebook Connect.

GUIs & Threads in Java ME

Obwohl moderne Plattformen wie Android und iOS als auch alternative Ansätze wie mobile Webanwendungen zunehmend den Markt mobiler Applikationen beherrschen, spielt auch nach über 10 Jahren Java ME noch eine Rolle in diesem Bereich. Vor allem für Nicht-Smartphones und Low-End-Geräte ist Java ME eine verbreitete Technologie. Dieser Beitrag soll erläutern, wie man mit Java ME Anwendungen implementieren kann, die aufwendige oder länger dauernde Operationen im Hintergrund ausführen und somit eine “responsive” GUI bereitstellen.

Bei interaktiven Anwendungen, die Inhalte aus dem Internet laden oder komplexe Berechnungen durchführen, ist es besonders wichtig, die Benutzerschnittstelle durch diese Aktionen nicht vollständig zu blockieren. So können zum Beispiel HTTP Requests in mobilen Netzwerken mehrere Sekunden benötigen – die Anwendung sollte trotzdem benutzbar bleiben oder zumindest dem Anwender über den Ladevorgang informieren.

Wie auch bei Desktop-Applikationen liegt hierbei der Schlüssel im Umgang mit Nebenläufigkeit. So wie es in gewöhnlichen Java-Anwendungen mit GUI einen AWT-Thread gibt, der mit einer Event-Queue auf GUI-Ereignisse wartet und diese verarbeitet, gibt es auch in Java ME ein ähnliches Konstrukt für die Benutzerschnittstelle. Wichtig ist es nun, länger dauernde Operationen nicht in dem jeweiligen Thread auszuführen, sondern in einem separaten Thread. So können auch weiterhin GUI-Ereignisse abgefangen werden, auch wenn die Operation noch andauert. Die eigentliche Aufgabe – I/O Operationen, Berechnungen etc. – wird in einem eigenen Thread oder einem Pool von Threads durchgeführt. Die Aktion wird aus dem GUI-Thread heraus gestartet (z.B. nach dem Click auf einem Button), allerdings eben nicht im GUI-Thread, sondern separat. Somit wird das Starten der Operation asynchron und somit nicht blockierend durchgeführt, und auch mit dem Resultat sollte ähnlich umgegangen werden. Das Ergebnis der Operation sendet nach Bearbeitung das Ergebnis wiederum an den GUI-Thread, der dies dann darstellt. Für den letzteren Fall gibt es bereits ein fertige Methode: javax.microedition.lcdui.Display.callSerially(Runnable r). Diese Methode reiht das angegebene Runnable an das Ende der Event-Queue ein. Der GUI-Thread arbeitet wiederum die Events und Runnables der Reihe nach ab.

Für das Absenden von Hintergrundaktionen aus dem GUI-Thread bietet sich ein ähnliches Vorgehen an: Mithilfe einer blockierenden Queue sollten neue Runnables angelegt und eingetragen werden. Ein Thread oder ein Pool von Threads sollte nun aus der Queue lesen und die dortigen Runnables ausführen. Am Ende der run()-Methode jedes Runnables sollte nun das Resultat der Aufgabe wieder an die GUI zurückgegeben werden. Hierfür ist nun die Display.callSerially(Runnable r) hilfreich.

Die folgende Grafik illustriert das grundsätzliche Vorgehen:

GoogleMap Vaadin Widget (Google Maps JavaScript API V3)

Wer gerade dabei ist, eine Anwendung mit dem Web Application Framework Vaadin zu realisieren und darüber hinaus beabsichtigt, Google Maps in sein User Interface zu integrieren, hat mehrere Möglichkeiten.

Am naheliegendsten ist es zweifellos, einfach das fertige Vaadin Add-on GoogleMapWidget von Henri Muurimaa dafür zu nutzen, welches die Google Maps JavaScript API V2 einsetzt. Wenn man nun allerdings nicht nur die grundlegenden Funktionalitäten benötigt, kommt die Frage auf, ob man Anpassungen an diesem Widget vornehmen oder ein komplett neues Widget implementieren will.

Für den Fall, dass man sich dazu entschieden hat, ein eigenes Widget zu entwickeln, wäre es natürlich unsinnig, dafür noch die alte API Version und nicht die aktuelle Version, nämlich die Google Maps JavaScript API V3, zu verwenden.

Projektstruktur des Beispielprojekts IOException

Die meisten Entwickler möchten an dieser Stelle jedoch vermutlich kein JavaScript benutzen, da es ja einer der großen Vorteile von Vaadin ist, dass man die gesamte Anwendung in Java implementieren kann.

Also begibt man sich auf die Suche nach einer passenden GWT Library, welche Java Wrapper für die JavaScript API bereitstellt. Auf einer der offiziellen Seiten über die GWT APIs wird man dann aber schnell durch folgende Aussage enttäuscht: “At the present time, the gwt-maps API only supports Google Maps API version 2.

Jetzt hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man wartet bis Google offiziell eine Library für die Version 3 zur Verfügung stellt, wozu es allerdings keine genauen Angaben gibt, wann das geschehen soll, oder aber man verwendet einfach die Alpha-Version der besagten GWT Library, die auf einer inoffiziellen Seite von Google zu finden ist.

Wer genug Zeit zum Warten und sich aus diesem Grund für die erste Möglichkeit ent- schlossen hat, braucht nun eigentlich nicht mehr weiterzulesen ;-) Allen Anderen soll nachstehend am Beispielprojekt IOException gezeigt werden, wie man das Grundgerüst für sein eigenes GoogleMap Vaadin Widget mit Hilfe der GWT Library gwt-google-maps-v3 (Alpha-Version) erstellt.

Anmerkung: Im Folgenden werden lediglich die essenziellen Schritte aufgeführt. Für die Grundlagen zur Erstellung eines Vaadin Projekts wird auf das Book of Vaadin verwiesen, das vor allem für Anfänger sehr empfehlenswert ist.

Zuerst erzeugt man ein gewöhnliches Vaadin Projekt und legt daraufhin die im Screenshot dargestellte Projektstruktur an. Die JAR-Datei gwt-maps3-0.2b.jar (GWT Library) kann in der Rubrik Downloads der bereits erwähnten inoffiziellen Seite von Google heruntergeladen werden.

MANIFEST.MF


Manifest-Version: 1.0
Vaadin-Widgetsets: de.ioexception.widgets.MainWidgetset.gwt.xml

In der Manifest-Datei muss durch das Attribut Vaadin-Widgetsets angegeben werden, wo sich der oberste GWT Modul Descriptor befindet, welcher das zentrale Widget Set definiert und auch als Einstiegspunkt zum Kompilieren dient.

web.xml (Ausschnitt)


<init-param>
    <param-name>widgetset</param-name>
    <param-value>de.ioexception.widgets.MainWidgetset</param-value>
</init-param>

Dies muss zusätzlich im Deployment Descriptor als <init-param> innerhalb der <servlet>-Tags aufgeführt werden.

MainWidgetset.gwt.xml (Ausschnitt)


<module>
    <inherits name="com.vaadin.terminal.gwt.DefaultWidgetSet" />
    <inherits name="de.ioexception.widgets.googlemap.GoogleMapWidgetset" />
</module>

Wie bereits erwähnt, wird in der Datei MainWidgetset.gwt.xml das zentrale Widget Set definiert. Dazu wird erst einmal vom Default Widget Set und anschließend von den GWT Modul Descriptoren der einzelnen Widget Sets geerbt. Da
das gezeigte Beispielprojekt jedoch nur das GoogleMap Widget beinhaltet, ist dies hier auch die einzige Angabe.

GoogleMapWidgetset.gwt.xml (Ausschnitt)


<module>
    <inherits name="com.vaadin.terminal.gwt.DefaultWidgetSet" />
    <inherits name="com.google.gwt.maps.Maps" />
    <script src="http://maps.google.com/maps/api/js?sensor=false" />
    <source path="client" />
</module>

Um die JAR-Datei gwt-maps3-0.2b.jar (GWT Library) einzubeziehen, muss von deren GWT Modul Descriptor geerbt werden. Dies geschieht durch <inherits name="com.google.gwt.maps.Maps" />. Durch den <script>-Tag erhält man Zugriff auf die Google Maps JavaScript API. Anschließend wird noch der Pfad, an dem sich die clientseitigen Dateien befinden, definiert.

GoogleMap.java


package de.ioexception.widgets.googlemap.server;

import java.util.Map;
import com.vaadin.terminal.PaintException;
import com.vaadin.terminal.PaintTarget;
import com.vaadin.ui.AbstractComponent;
import com.vaadin.ui.ClientWidget;
import de.ioexception.widgets.googlemap.client.VGoogleMap;

@ClientWidget(VGoogleMap.class)
public class GoogleMap extends AbstractComponent
{
    @Override
    public void paintContent(PaintTarget target) throws PaintException
    {
        super.paintContent(target);
    }

    @Override
    public void changeVariables(Object source, Map<String, Object> variables)
    {
        super.changeVariables(source, variables);
    }
}

Die Klasse GoogleMap.java ist an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber aufgeführt und bedarf eigentlich keiner weiteren Erklärung, da dies der gewöhnliche Aufbau einer serverseitigen Widget-Klasse ist und erst einmal nicht erweitert werden muss.

VGoogleMap.java


package de.ioexception.widgets.googlemap.client;

import com.google.gwt.maps.client.base.LatLng;
import com.google.gwt.maps.client.MapOptions;
import com.google.gwt.maps.client.MapTypeId;
import com.google.gwt.maps.client.MapWidget;
import com.google.gwt.user.client.ui.Composite;
import com.google.gwt.user.client.ui.SimplePanel;
import com.vaadin.terminal.gwt.client.ApplicationConnection;
import com.vaadin.terminal.gwt.client.Paintable;
import com.vaadin.terminal.gwt.client.UIDL;

public class VGoogleMap extends Composite implements Paintable
{
    private SimplePanel wrapperPanel = null;
    private MapWidget mapWidget = null;
    private MapOptions mapOptions = null;

    public VGoogleMap()
    {
        wrapperPanel = new SimplePanel();

        initWidget(wrapperPanel);
    }

    @Override
    public void updateFromUIDL(UIDL uidl, ApplicationConnection client)
    {
        if(mapWidget == null)
        {
            initMap();
        }
    }

    private void initMap()
    {
        mapOptions = new MapOptions();

        mapOptions.setZoom(17);
        mapOptions.setCenter(new LatLng(48.42285529218286, 9.957287907600403));
        mapOptions.setMapTypeId(new MapTypeId().getSatellite());
        mapOptions.setScrollwheel(true);
        mapOptions.setDraggable(true);
        mapOptions.setNavigationControl(true);
        mapOptions.setMapTypeControl(true);

        mapWidget = new MapWidget(mapOptions);

        mapWidget.setWidth("800px");
        mapWidget.setHeight("500px");

        wrapperPanel.add(mapWidget);
    }
}

In der clientseitigen Widget-Klasse ist zu sehen, dass ein MapWidget nur mit MapOptions als Parameter initialisiert werden kann. Verpflichtend sind Werte zu den Eigenschaften center, mapTypeId und zoom. Im Absatz MapOptions der Google Maps JavaScript API V3 kann dies nachgelesen werden.

IOException.java


package de.ioexception;

import com.vaadin.Application;
import com.vaadin.ui.Window;
import de.ioexception.widgets.googlemap.server.GoogleMap;

public class IOException extends Application
{
    @Override
    public void init()
    {
        Window mainWindow = new Window("IOException");
        GoogleMap googleMap = new GoogleMap();
        mainWindow.addComponent(googleMap);
        setMainWindow(mainWindow);
    }
}

Wie hier zu sehen ist, kann das GoogleMap Widget nun völlig unkompliziert verwendet werden. Als Beispiel dient dafür die Anwendungsklasse IOException, in der das initialisierte Widget einfach zum Main Window hinzugefügt wird.

Effiziente Bereichs-Queries mit CouchDB/GeoCouch

Im Vergleich zu klassischen SQL-Datenbank erfordern NoSQL-Datenbank vor allem bei der Datenabfrage ein Umdenken. Im Falle von CouchDB lässt sich zwar mit View Collation schon einiges erreichen, allerdings bei weitem nicht alles. Auf eine solche Grenze bin ich gestoßen, als ich Zeiträume speichern und abfragen wollte, also Einträge die ein Start- und Enddatum besitzen. Anfragen auf diese Daten könnten nun zu einem fixen Zeitpunkt alle darin ablaufenden Einträge erfragen, oder ausgeweitet auf einen Zeitraum auflisten, welche Einträge innerhalb eines Zeitfensters liegen. All dies ist mit CouchDB nicht wirklich lösbar.

Einen kleinen Workaround bietet die Idee, die Zeitleiste zu segmentieren und immer dann für einen Eintrag einen Key zu emitten, wenn der Zeitraum des Eintrages innerhalb dieses Bereichs liegt. Eine solche Map-Funktion könnte wie folgt aussehen. Hierbei wird für einen Eintrag jeweils ab dem Beginn für alle 5 Minuten ein Schlüssel in den Index emittiert.

Dokumentaufbau:

{
   "_id": "s-ffc0b6b0-59d4-4a3b-ad36-7ec05e7db1de",
   "begin": "2010-08-05T09:11:52.156Z",
   "end": "2010-08-05T09:23:13.457Z"
}

Map-Funktion:

//length of time segment (here 5 min)
var periodLength = (60*5);

function(doc) 
{
        if(doc.begin && doc.end)        
        {
                //start and end time as UNIX timestamps (seconds, not milliseconds)
                var begin =  Math.round(new Date(doc.begin).getTime()/1000);
                var end =  Math.round(new Date(doc.end).getTime()/1000);

                //calculate first matching segment of period
                var p = (begin - (begin%periodLength));

                //emit key for each matching period
                while(p<=end)
                {
                        emit([p, doc._id], null);
                        p = p + periodLength;
                }
        }
}

Der resultierende View sieht dann in etwa so aus:

Oder als Abfrage:
http://localhost:5984/entries/_design/entries/_view/docsByPeriodList?startkey=[1280998800]&endkey=[1281000193,{}]

{"total_rows":3,"update_seq":2,"offset":0,"rows":[
{"id":"s-ffc0b6b0-59d4-4a3b-ad36-7ec05e7db1de","key":[1280999400,"s-ffc0b6b0-59d4-4a3b-ad36-7ec05e7db1de"]15,"value":null},
{"id":"s-ffc0b6b0-59d4-4a3b-ad36-7ec05e7db1de","key":[1280999700,"s-ffc0b6b0-59d4-4a3b-ad36-7ec05e7db1de"],"value":null},
{"id":"s-ffc0b6b0-59d4-4a3b-ad36-7ec05e7db1de","key":[1281000000,"s-ffc0b6b0-59d4-4a3b-ad36-7ec05e7db1de"],"value":null}
]}

Eine viel bessere Lösung bietet jedoch die CouchDB-Erweiterung GeoCouch. Dank des R-Trees lassen sich Bereichtsabfragen effizient durchführen. Da GeoCouch eigentlich für zweidimensionale Geokoordinaten gedacht, muss sie und die GeoJSON-Syntax etwas missbraucht werden. Anstatt einer WGS84-Koordinate emittieren wir einfach einen UNIX-Zeitstempel und lassen den anderen Grad leer:

function(doc) 
{
        if(doc.begin && doc.end)        
        {
                //start and end time as UNIX timestamps (seconds, not milliseconds)
                var begin =  Math.round(new Date(doc.begin).getTime()/1000);
                var end =  Math.round(new Date(doc.end).getTime()/1000);

                emit(
                        {
                                type: "Point",
                                bbox : [0,start,0,end]                              
                        }, null
                );
        }
}

So lassen sich nun effiziente Bereichsabfragen durchführen:
http://localhost:5984/entries/_design/entries/_spatial/entriesByPeriod?bbox=0,1280998800,0,1281000600

{"update_seq":16,"rows":[
{"id":"s-ffc0b6b0-59d4-4a3b-ad36-7ec05e7db1de","bbox":[0,1280999512,0,1281000193],"value":null}
]}

Ein PubSubHubbub-Subscriber-Client für Java

Das Web ist mit HTTP fest an ein Client/Server-Modell gebunden und eine dadurch implizierte Asynchronität der Kommunikation. Requests können ausschließlich von Clients initiiert werden und immer von Servern in Form von Responses beantwortet. Ein solches Modell ist ausreichend für den Abruf von Informationen, setzt allerdings Schranken bezüglich anderer Interaktionsformen. Andere Protokolle wie XMPP, SIP oder auch Technologien wie nachrichtenbasierte Middlewaresysteme besitzen oft keine so deutliche Trennung zwischen Client/Server und erlauben weniger eingeschränkt die Kommunikation zwischen Knoten. Dadurch enstehen neben dem Request/Reply Muster weitere typischen Muster für den Austausch von Nachrichten. Ein Muster für die Benachrichtigung über Ereignisse ist das Publish/Subscribe Muster. Interessierte Knoten subskribieren sich für bestimmte Ereignisse und ereigniserzeugende Knoten publizieren diese.

Ein solches Kommunikationsmuster ist mit HTTP direkt nicht möglich, auch wenn es insbesondere für Feeds interessant wäre. Zwar bestehen mit Server Pushes / Long Polling oder dem aufkommenden WebSocket Standard vereinzelte Lösung für das prinzipielle Problem, dass HTTP keine serverinitiierte Kommunikation erlaubt, jedoch sind diese Insellösungen bisher kaum in der Breite verwendbar.

Google hat mit dem PubSubHubbub-Protokoll ein einfaches offenes Protokoll erschaffen, dass auf reinem HTTP basiert und ein solches Publish/Subscribe Muster unterstützt. Der Trick hierbei ist die Tatsache, dass alle beteiligten Knoten selbst sowohl Server wie auch Client sind und somit sowohl Requests empfangen wir auch versenden können.

Im Rahmen des diretto Projekts habe ich für unseren Client eine java-basierte Subscriber-Implementierung entwickelt. Als Feed kann jeder PubSubHubbub-fähige Atom-Feed benutzt werden. Im Falle einer Änderung des Feeds, zum Beispiel der Veröffentlichung eines neuen Eintrags, wird das “Delta” des Feeds, also der neue Teil an die Callback-Methode übergeben.

Subscriber subscriber = new SubscriberImpl("subscriber-host",8888);
Subscription subscription = subscriber.subscribe(URI.create("http://feed-host/my-push-enabled-feed.xml"));

subscription.setNotificationCallback(new NotificationCallback()
{

    @Override
    public void handle(SyndFeed feed)
    {
        //TODO: Do something more useful with the new entries
    	WireFeed inFeed = (WireFeed) feed.originalWireFeed();
    	if(inFeed instanceof Feed)
    	{
    		List<?> entries = ((Feed) inFeed).getEntries();
    		for (Object o : entries)
    		{
    			if(o instanceof Entry)
    			{
    				final Entry entry = (Entry) o;
    				System.out.println("New entry: "+entry.getId());
    			}
    		}
    	}
    }

} );

Der Client benutzt intern Rome für die Auswertung der Atom-Feeds und Jetty als leichtgewichtigen, internen Webserver. Der Subscriber muss übrigens für den Hub erreichbar sein, insofern sollte er an eine öffentliche IP und den angegebenen Port gebunden werden.

Projekt auf github: java-sub-pubsubhubbub

Barrier points in Node.js

Node.js ist ein serverseitiges, hochskalierbares Framework für die Entwicklung von asynchronen Netzwerkanwendungen in JavaScript. Aufgrund der Asynchronität ist das Framework in der Lage, tausende Verbindung gleichzeitig offen zu halten und zu verarbeiten. Ein wesentliches Merkmal hier von ist, dass ausschließlich mit Callbacks gearbeitet wird, um auf Beendigungen von Operationen zu reagieren.

Im Normalfall führt das zu einem Chaining von Callback. Im folgenden Beispiel sollen zwei Dateien geöffnet werden und ihr kompletter Inhalt zurückgegeben werden:

var size = 0;

fs.readFile('/home/benjamin/file1', function(err, data)
{
	if (!err)
	{
		// first file read
		size += data.length;
		fs.readFile('/home/benjamin/file2', function(err, data)
		{
			if (!err)
			{
				// second file read
				size += data.length;
				fs.writeFile('/home/benjamin/size', size, function(err)
				{
					if (!err)
					{
							// both file read and content written to file
							sys.log('done');
						}
					});
			}
		});
	}
});

Das Problem hierbei ist, dass zwei Aktionen, die eigentlich parallel ablaufen könnten, nämlich das lesen beider Dateien, nacheinander ablaufen müssen. Für einen parallelen Ablauf ist eine zusätzliche Koordination notwendig, da die Resultate beider Aufrufe in Verbindung stehen. Hierfür habe ich mich an den CyclicBarrier Klassen von Java orientiert und eine einfache Klasse für die Koordination von asynchronen Callbacks geschrieben. Eine Barriere wird erzeugt unter Angabe der Anzahl von teilnehmenden Parties. Desweiteren können optional ein Callback für die Beendigung sowie ein optionaler Callback im Abbruchsfall registriert werden. Anschließend können die einzelnen Aufgaben der Parties angestoßen werden. Im Erfolgsfall müssen diese an der Barriere mit submit() anzeigen, dass sie beendet sind. Durch abort() kann auch ebenfalls ein Abbruch signalisiert werden. Eine Propagation der Ergebnisdaten lässt am besten durch eine externe Variable realisieren, auf den die Funktionen ebenfalls Zugriff haben.

Der Code des Beispielszenarios ändert sich dann wie folgt:

var size = 0;

var b = new Barrier(2, function()
{
	//Success callback
	fs.writeFile('/home/benjamin/size', size, function(err)
	{
		sys.log('done');
	});
}, function()
{
	//Aborted callback
	sys.log("aborted");
});

fs.readFile('/home/benjamin/file1', function(err, data)
{
	if (err)
	{
		b.abort();
	}
	else
	{
		size += data.length;
		b.submit();
	}
});

fs.readFile('/home/benjamin/file2', function(err, data)
{
	if (err)
	{
		b.abort();
	}
	else
	{
		size += data.length;
		b.submit();
	}
});

Wie im Vergleich zu erkennen ist, lässt sich die Ausführung deutlich beschleunigen. Ein paar Rahmenbedingungen gibt es jedoch. Zunächst dürfen die Teilaufgaben keine Abhängigkeiten untereinander besitzen. Dann darf ein Abbruch einer Teilaufgabe keine Auswirkung auf noch laufende Teilaufgaben besitzen, dessen Ergebnis später verworfen wird. Schließlich muss bei der Programmierung darauf geachtet werden, dass in jedem Fall eine Teilaufgabe mit submit() oder abort() terminiert, da ansonsten ein Lock entsteht.

Die Klasse ist relativ einfach:

/**
 * @class
 * 
 * Creates a new barrier for the given amount of parties. 
 * @param parties
 * @param barrierCallback
 * @param abortCallback
 * @return
 */
var Barrier =  function(parties, barrierCallback, abortCallback)
{
	this.parties = parties;
	this.barrierCallback = barrierCallback;
	this.abortCallback = abortCallback;

	this.running = true;
	this.count = 0;
};

/**
 * Signals a completion of one of the parties.
 * @return
 */
Barrier.prototype.submit = function()
{
	if (++this.count === this.parties && this.running)
	{
		this.barrierCallback();
	}
};

/**
 * Signals an abort by one of the parties. If not callback is passed, the default abort callback will be executed.
 * @param customAbortCallback Optional callback that should be executed due to the abort.
 * @return
 */
Barrier.prototype.abort = function(customAbortCallback)
{
	if (this.running && customAbortCallback)
	{
		customAbortCallback();
	}
	else if (this.running && this.abortCallback)
	{
		this.abortCallback();
	}
	this.running = false;
};

Klasse auf github: http://gist.github.com/464179

ioexception.de

Benjamin Erb [] studiert seit 2006 Medieninformatik und interessiert sich insbesondere für Java, Web-Technologien, Ubiquitous Computing, Cloud Computing, verteilte Systeme und Informationsdesign.


Raimar Wagner studiert seit 2005 Informatik mit Anwendungsfach Medizin und interessiert sich für C++ stl, boost & Qt Programmierung, Scientific Visualization, Computer Vision und parallele Rechenkonzepte.


David Langer studiert seit 2006 Medieninformatik und interessiert sich für Web-Entwicklung, jQuery, Business Process Management und Java.


Sebastian Schimmel studiert seit 2006 Informatik mit Anwendungsfach Medizin und interessiert sich für hardwarenahe Aspekte, Robotik, webOs, C/C++ und UNIX/Linux.


Timo Müller studiert seit 2006 Medieninformatik. Er interessiert sich allen voran für Mobile and Ubiquitous Computing, systemnahe Enwticklung und verteilte Systeme, sowie Computer Vision.


Achim Strauß studiert seit 2006 Medieninformatik. Seine Interessen liegen in Themen der Mensch-Computer Interaktion sowie Webentwicklung und UNIX/Linux.


Tobias Schlecht studiert seit 2006 Medieninformatik und interessiert sich vor allem für Software Engineering, Model Driven Architecture, Requirements Engineering, Usability Engineering, Web-Technologien, UML2 und Java.


Fabian Groh studiert seit 2006 Medieninformatik. Seine Interessengebiete sind Computer Graphics, Computer Vision, Computational Photography sowie Ubiquitos Computing.


Matthias Matousek studiert seit 2007 Medieninformatik und interessiert sich besonders für Skriptsprachen, Echtzeitsysteme und Kommunikation.


Michael Müller [] studiert seit 2009 Medieninformatik. Er interessiert sich vor allem für Web-Technologien, Ubiquitous Computing, User-Interfaces, UNIX und Creative Coding.


Falco Nogatz [] studiert seit 2010 Informatik mit Anwendungsfach Mathematik. Er interessiert sich für Web-Technologien, Programmierparadigmen und theoretische Grundlagen.

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